Simons Lieblingsfilme 2016

2016 war ein interessantes Kinojahr. Viele der Blockbuster haben mich eher enttäuscht und bis Sommer gab es bloß einen Film, den ich wirklich gerne mochte. Im Herbst begann die Award-Season mit der Veröffentlichung von mehr und mehr interessanten Filmen, die Erfolge auf Filmfestivals feiern konnten – und die Blockbuster wurden auch besser! Dennoch konnte ich in diesem Jahr für Rogue One (6.0) einfach keinen Platz auf meiner Liste finden, genauso wenig wie für die hervorragenden Manchester by the Sea (6.0) und Hacksaw Ridge (6.0).

Aber auch ohne Kriegsfilm und Space-Oper ist meine Auswahl facettenreich. Mit dabei sind neben einem Familienfilm ein modernes Musical, Science Fiction, ein Coming-of-Age Drama und selbst eine deutsche Komödie. Alle fünf Filme kann ich nur wärmstens empfehlen, am besten natürlich auf der großen Leinwand. Vorhang auf für…

Platz 5: The Jungle Book (6.5)

Disneys Neuverfilmung des Klassikers war mein erstes Kinohighlight in 2016. Realistischere animierte Tiere habe ich noch nicht gesehen. Die visuellen Effekte sind atemberaubend und bilden die Basis dafür, dass Regisseur Jon Favreaus Version der Geschichte von Mogli und seinen Freunden funktioniert. Favreau inszeniert The Jungle Book im Vergleich zum Zeichentrickfilm ernsthafter und gibt der Handlung etwas mehr Substanz und Hintergrund. Die ikonischen Songs werden geschickt und dosiert eingebunden.

Wie auch schon mit der Neuverfilmung von Cinderella (2015) kopiert Disney nicht einfach, sondern erweitert eine Geschichte sinnvoll und hebt sie auf eine neue Ebene. So ist The Jungle Book am Ende ein ganz anderer Film als der Zeichentrickfilm von 1967. Die Szene im und am Affentempel ist eine meiner Lieblingsszenen aus dem vergangenen Kinojahr und Ben Kingsleys Baghira eine meiner Lieblingsfiguren.

Hier findet Ihr mein Review zum Film.

Platz 4: Arrival (6.5)

Dass er aktuell einer der interessantesten Regisseure ist, unterstreicht Denis Villeneuve mit Arrival. Sein Sicario (2015) hat es letztes Jahr ganz knapp nicht in meine Top 5 geschafft. Mit intelligenter Science Fiction gelingt es ihm nun in 2016. Arrival ist jedoch mehr als Science Fiction, der Film sprengt die Grenzen eines einzigen Genres. Im Kern erzählt er die Geschichte einer Mutter und ihrer Tochter.

Amy Adams spielt die Linguistin Louise Banks, die mit Aliens kommunizieren soll, als diese auf der Erde eintreffen. Adams subtile Performance gehört zu den besten schauspielerischen Leistungen, die ich 2016 gesehen habe, und ich bin nicht alleine mit der Meinung, dass eine Oscarnominierung mehr als verdient gewesen wäre. Sie ist das Herz des Films, spielt Louise Banks intelligent, mutig und gleichzeitig verletzlich. Ein interessanter Twist am Ende fordert das Publikum und lässt mich bis heute über den Film nachdenken.

Platz 3: Toni Erdmann (7.0)

Wenn mir vor wenigen Monaten jemand erzählt hätte, dass eine deutsche Komödie mit filziger Perücke, falschen Zähnen und Käsereibe weit vorne auf meiner Lieblingsfilmliste landen würde, hätte ich wohl müde gelacht. Aber es kam, wie es kommen sollte. Mit Winfried Conradi (Peter Simonischek) alias Toni Erdmann und seiner Tochter Ines (Sandra Hüller) hatte ich den lustigsten Trip des Jahres. Selten habe ich im Kino so gelacht. Insbesondere drei Szenen sind mir bis heute lebhaft im Gedächtnis geblieben, so etwas habe ich noch nicht in einem Film gesehen. Regisseurin Maren Ade ist mutig und bestimmt in ihrer Inszenierung. Sie formt die Charaktere und ihre Dynamik vollständig aus.

Der Film ist aber nicht nur lustig. Nebenbei zeichnet Toni Erdmann ein realistisches Bild vom Arbeitsklima in Osteuropa und dem alltäglichen Kampf von Frauen in Führungspositionen um Anerkennung. Nun ist Daumen drücken angesagt. Der Film geht für Deutschland ins Rennen um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Toni Erdmann ist eine besondere Perle, die man als Cineast nicht verpassen sollte. Ich empfehle ausdrücklich die große Leinwand und ein fröhliches Publikum.

Hier findet Ihr mein Review zum Film.

Platz 2: Moonlight (7.0)

Moonlight hat mich tief berührt. In drei Abschnitten erzählt das Coming-Of-Age Drama die Geschichte von Chiron, einem zurückhaltenden afroamerikanischen Jungen aus Miami, der in einem schwierigen Umfeld aufwächst. Chiron wird in jedem Drittel von einem anderen Darsteller gespielt, zunächst von Alex R. Hibbert, dann von Ashton Sanders und abschließend von Trevante Rhodes. Regisseur und Drehbuchautor Barry Jenkins arbeitet mit den drei Schauspielern eine stimmige Interpretation der Figur heraus. Der weitestgehend unbekannte Cast rund um Mahershala Ali (House of Cards) ist hervorragend! Naomie Harris ist die einzige Darstellerin, die in allen drei Abschnitten auftritt. Sie spielt Chirons drogensüchtige Mutter Paula.

Die Dialoge offenbaren so viel über die Figuren, sind metaphorisch und gehen nah ans Herz. Chirons Geschichte macht betroffen, öffnet hoffentlich Augen und Ohren für uns fremde Lebensumstände. Es gibt viel zu entdecken, viel zu interpretieren, wenn man möchte. Hinzu kommt James Laxtons hervorragende Arbeit an der Kamera und ein eindringlicher, manchmal gespenstischer Score von Nicholas Britell. Moonlight ist einer der besten und wichtigsten Filme des letzten Jahres.

Platz 1: La La Land (7.0)

“Here’s to the ones who dream…” La La Land ist zunächst ein Film für Träumer. Regisseur und Drehbuchautor Damien Chazelle ist selbst ein solcher Träumer, seit Jahren wollte er den Film realisieren. Sein Erfolg mit Whiplash (2014) hat die Geldgeber überzeugt. In La La Land zeigt er uns, dass Träume ein zweischneidiges Schwert sind: Es lohnt sich, für sie zu kämpfen, doch man muss ab und zu Opfer bringen.

Ich hatte früh das Gefühl, dass hier etwas besonderes auf uns zukommt. Chazelles Whiplash gehört zu meinen Lieblingsfilmen aus 2014, Emma Stone hat mich in Birdman (ebenfalls 2014) geflasht, und Ryan Gosling… wer mag den nicht? Die Reise von La La Land begann bei den Internationalen Filmfestspiele von Venedig. Die ersten Kritiken und Stimmen im Netz waren euphorisch. Das war im September 2016, und seither wuchsen meine Erwartungen, nicht zuletzt dank sieben Golden Globes und vierzehn Oscarnominierungen.

La La Land ist genau das, was ich mir erhofft hatte: Eine verspielte, zeitgemäße Version alter Hollywood-Musicals mit starkem Ende. Die Musik, Farben, Kameraeinstellungen, Set-Designs, Kostüme und Tanzszenen haben eine Leichtigkeit und Ästhetik, in der ich mich verlieren kann, doch da ist noch viel mehr. Der Film spricht gerade uns junge Erwachsene an und gibt uns eine Lektion über Erfolg, Glück und Leben, verpackt in die schönsten Bilder des Jahres. La La Land wird den Weg von Mad Max: Fury Road (2015) beschreiten und bei mir in Dauerschleife laufen.

Simon

Redakteur Moviefalcon.de, Film-, Kino-, Oscarenthusiast! Wenn nicht gerade unterwegs in einer weit entfernten Galaxis, dann sicherlich mit Mad Max auf der Fury Road oder zu Besuch im Grand Budapest Hotel.

2 Gedanken zu „Simons Lieblingsfilme 2016“

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