Im Februar ist es wie jedes Jahr an der Zeit einen Blick auf die vergangene Kinosaison zu werfen. Die Dominanz der Superheldenfilme erreichte mit ganzen sechs Veröffentlichungen einen neuen Höhepunkt, doch glücklicherweise gab es auch abseits davon spannende Releases.Wie gewohnt gestaltete sich die Auswahl der besten fünf Filme schwer. Die ersten beiden Plätze waren für mich gesetzt, danach wurde das Puzzle kompliziert. Gefühlt gab es in diesem Jahr zwar viele Filme, die mich gut unterhalten haben, aber nur wenige, die in allen Belangen überzeugen konnten. Wieder einmal war das Jahr stark an Sequels, wie Guardians of the Galaxy Vol. 2, Kingsman 2: The Golden Cirlce oder Star Wars: Die Letzten Jedi, deren Qualität wie üblich schwankte. Der wichtigste Superheldenfilm kam überraschenderweise von DC, denn mit Wonder Woman eroberte die erste Superheldin (inkl. weiblicher Regie) erfolgreich unsere Kinoleinwände. Doch auch abseits der großen Franchises gab es viel zu sehen. Sei es Christopher Nolan, der sich in Dunkirk mit dem Wunder von Dünkirchen beschäftigte, Loving Vincent, der erste Film aus unzähligen Ölgemälden, oder Get Out, ein genreübergreifender Horrorfilm, der auch noch gesellschaftliche Probleme adressiert.
Es war ein gutes Kinojahr und wieder einmal konnten nicht alle guten Filme einen Platz in meinen Top 5 ergattern. Knapp herausgefallen ist in diesem Jahr Blade Runner 2049, ein hervorragendes Sequel mit umwerfender Optik. Ebenfalls erwähnen möchte ich Nolans Dunkirk, der mich zwar mit seiner Story nicht überzeugen konnte, aber eine ungewöhnlich bedrückende Atmosphäre erzeugt. Nun aber genug der Einführung, Vorhang auf für meine fünf besten Filme des Jahres 2018.
Platz 5: The Big Sick (6.0)
Gerade so in die Liste geschafft hat es ein Film mit ganz viel Herz. Die Romantische Komödie von Regisseur Michael Showalter basiert auf der wahren Geschichte von Kumail Nanjiani und Emily V. Gordon und hat mich überzeugt. Es ist nicht nur eine lustige Liebesgeschichte, sondern behandelt mit der pakistanischen Zwangsheirat auch noch ein sehr wichtiges Thema. Wir treffen den jungen Einwanderer Kumail, der auf der einen Seite die Vorzüge des amerikanischen Lebens genießen, auf der anderen Seite aber auch seine Eltern nicht enttäuschen will. Die Ausmaße so eines Konflikts werden dabei nur allzu deutlich. Zudem gelingt Showalter beim Humor eine Punktlandung, denn die Witze sind sehr subtil und entstehen häufig aus einer Situation heraus. An keiner Stelle zieht er die Ereignisse ins Lächerliche und schafft damit eine schwierige Gradwanderung zwischen Witz und Ernsthaftigkeit. Aus der guten Besetzung (Nanjiani spielt sich selbst) sticht besonders Holly Hunter als Emilys Mutter mit einer tollen Performance hervor, für die sie schon zahlreiche Preise einheimsen konnte. Bei den 90. Oscars wurde der Film leider nur mit einer Nominierung bedacht, trotzdem kann ich ihn euch wärmstens ans Herz legen.
Platz 4: Star Wars: Die letzten Jedi (6.5)
Fast wie selbstverständlich ist Star Wars jedes Jahr in meinen Top 5 vertreten, auch an Die Letzten Jedi führte einfach kein Weg vorbei. Während Das Erwachen der Macht sich stark an der klassischen Trilogie orientierte und in vielerlei Hinsicht den Fans gefallen wollte, ließ Regisseur Rian Johnson in Episode VIII keinen Stein auf dem anderen. Der mächtige Luke Skywalker? Zurechtgestutzt. Supreme Leader Snoke? Uninteressant. Johnson bricht mit vielen Traditionen und stößt dabei nicht nur auf Zuspruch. Kaum ein Star Wars Film entfachte bisher solch kontroverse Diskussionen, für mich war er jedoch ein Geniestreich. Natürlich kam vieles anders als erwartet (und erhofft), aber dafür gehe ich schließlich ins Kino. Zudem hat Johnson bei der Charakterentwicklung einen überragenden Job gemacht. So hat er nicht nur den wohl interessantesten Bösewicht seit Darth Vader geschaffen, sondern auch eine spannende Beziehung zwischen Kylo und Rey etabliert. Dass die Helden des Films auch scheitern, macht sie dabei sowohl menschlicher als auch nahbarer. Carrie Fisher hat ihren letzten Auftritt als General Leia (für mich wird sie immer eine Prinzessin bleiben), ein riesiger Verlust für das Franchise. Wie von Star Wars Filmen gewohnt sind die Effekte auf erstklassigem Niveau, es gibt fesselnde Raumschlachten und die vielleicht leiseste Explosion aller Zeiten. Die neuste Episode der Sternensaga muss man gesehen haben, alleine um an den Diskussionen teilnehmen zu können.
Hier findest Du mein Review zum Film.
Platz 3: Logan (6.5)
In diesem Jahr schafft es trotz großer Auswahl nur ein Superheldenfilm in die Top 5. Überraschenderweise kommt dieser nicht aus dem Hause Disney oder gar Warner, sondern von 20th Century Fox. Bei Logan hat Fox mit einem düsteren Ton sowie in die Jahre gekommenen Superhelden viel riskiert und einen Volltreffer gelandet. Hugh Jackman und Patrick Stewart spielen ein letztes Mal ihre ikonischen Rollen des Wolverine und Professor Xavier und liefern dabei ihre bisher besten Performances ab. Es tut zwar weh einstige Helden in diesem gebrechlichen Zustand zu sehen, das macht den Film aber auch außergewöhnlich. Regisseur James Mangold fokussiert sich auf das Wesentliche, zeichnet starke Charaktere und verzichtet bei der packenden Action auf die üblichen Materialschlachten. Davon profitiert der Film enorm, hat er doch kaum noch etwas mit den üblichen Superheldenfilmen gemeinsam. Gerade der düster-depressive, fast melancholische Ton des Films hat mir sehr gefallen. Auch das Tempo des Films ist eher ruhig statt hektisch, Längen gibt es trotzdem nicht. Die realistische (und recht brutale) Umsetzung resultierte in einer Altersfreigabe ab 16, trägt jedoch viel zur düsteren Atmosphäre bei. Für mich ist Logan der beste Superheldenfilm des Jahres, also unbedingt anschauen. Aber Vorsicht, schon in der Anfangsszene geht es richtig zur Sache.
Hier findest Du mein Review zum Film.
Platz 2: Shape of Water (6.5)
Mein Platz 2 läuft zwar erst seit kurzem in Deutschland, fällt laut amerikanischem Filmkalender aber noch gerade in das Jahr 2017. The Shape of Water ist ein nicht nur visuell herausragender Film von Regisseur Guillermo del Toro. Er erzählt die märchenhafte Geschichte der stummen Elisa, die ihren Prinzen in einer geheimen Forschungseinrichtung der US-Regierung findet. Das Setting im Baltimore der 60er Jahre ist perfekt gewählt und strotzt nur so vor kräftigen Farben und Charme. Die Anspielungen zu klassischen Filmmusicals der 30er und 40rt Jahre tun ihr Übriges um den Zuschauer voll in diese Zeit eintauchen zu lassen. Der Cast, angeführt von der großartigen Sally Hawkins, ist unheimlich stark und sehr vielseitig, die Story gleichermaßen spannend wie unvorhersehbar. Del Toro wendet sich mit seinem Werk an alle Außenseiter und gibt ihnen neuen Mut. Visuell ist der Film dermaßen eindrucksvoll, dass man sich unweigerlich fragt, wie das bei einem Budget von 19,5 Mio. $ überhaupt möglich ist, denn auch vor deutlich teureren Produktionen braucht sich dieser Streifen nicht zu verstecken. Guillermo del Toro liefert hier ein absolutes Meisterwerk ab, das ihr keinesfalls auf der großen Leinwand verpassen solltet.
Platz 1: Baby Driver (7.0)
Auch in diesem Jahr musste ich beim ersten Platz nicht lange überlegen. Der außergewöhnliche Film von Regisseur Edgar Wright hat bereits einen festen Platz in meinem Herzen und ist für mich der beste Film des Jahres. Hier stimmt einfach alles: großartige Story, starke Besetzung, super Kameraarbeit und der überragende Soundtrack. Man kann sich streiten, ob die Auswahl an ausgefallenen Songs noch als Soundtrack durchgeht, aber der Einsatz der Musik ist einmalig. Im Gegensatz zum klassischen Soundtrack nutzt Wright die Tracks nicht zur Untermalung der Szenen, sondern stellt sie in den Vordergrund, um die Szene anzutreiben. Sein Plan ging auf, denn wenn Baby (“B-A-B-Y – Baby“) zu Bellbottoms die Reifen quietschen lässt, reißt es den Zuschauer einfach mit. Ansel Elgort spielt die Rolle des Baby mit Bravour, während Lily James als Debora (“always look like a Zebra“) zu überzeugen weiß. Auch die Gangster rund um Jon Hamm, Jon Bernthal, Jamie Foxx und Eiza González passen sehr gut in ihre Rollen. Ein fader Beigeschmack bleibt leider durch die Beteiligung von Kevin Spacey, ich möchte aber die großartige künstlerische Leistung eines riesigen Teams nicht wegen der Vergehen eines Einzelnen schmälern. Baby Driver dürft ihr keinesfalls verpassen, der Film bietet packende Action, eine spannende Story mit einigen unerwarteten Twists, überragende Musik und jede Menge Spaß. Also Blu-ray rein, den ersten Gang einlegen und Gas geben.
Ja, hoffentlich! Und Dankeschön! ?