Phil schaut “Kingsman: The Golden Circle (2017)

Nach einem furiosen Auftakt ist Agent Lancelot aka Eggsy zurück für ein neues Abenteuer. Das Sequel zu Kingsman: The Secret Service bietet mehr Action, mehr Tempo, mehr Emotionen und mehr Stars. Doch das ist leider ein zweischneidiges Schwert, denn mehr ist nicht zwangsläufig besser.

Phils Highlights

  • die verdrehte Barszene
  • die Salesman mit ihrer Bourbon-Destillerie in Kentucky
  • Julianne Moores Darstellung der Poppy Adams und ihr verstecktes Poppy Land
  • die abermals perfekt orchestrierten Action Sequenzen

Worum es geht

Nach der Rettung der Welt haben die Kingsman wieder zurück zur Normalität gefunden. Obwohl Eggsy (Taron Egerton) noch immer mit dem Verlust von Harry (Colin Firth) zu kämpfen hat, kann er sich mit der schwedischen Prinzessin Tilde (Hanna Alström) durchaus darüber hinwegtrösten. Als ihn jedoch eines Tages der abgelehnte Kingsman-Anwerber Charlie Hesketh (Edward Holcroft) attackiert und versucht Zugriff auf das System der Kingsman zu erlangen, stehen Eggsy und seine Mitstreiter abermals einer gefährlichen Bedrohung gegenüber.

Phils Kritik

Nach dem durchaus überraschenden ersten Teil Kingsman: The Secret Service (2014) waren die Erwartungen an den Nachfolger groß. Natürlich sollte er mindestens genau so cool und lässig sein wie sein Vorgänger, und gleichzeitig mit ebenso viel Witz und die Action aufwarten. Andererseits hinterließ der Verlust von Agent Galahad aka Colin Firth eine sehr große Lücke, die in einem Sequel nur schwer zu füllen ist. Und wie macht man ein gutes Sequel zu einem Film, der viele einfach überrascht hat? Matthew Vaughns Antwort darauf ist simpel: mit mehr von allem. Das funktioniert leider nicht immer, denn bekanntlich ist weniger manchmal auch mehr, trotzdem ist dabei ein ansehnlicher und durchaus unterhaltsamer Film herausgekommen.

Bereits der erste Teil war mit Colin Firth, Samuel L. Jackson, Mark Strong und Michael Caine prominent besetzt, der Nachfolger legt nochmal eine ordentliche Schippe drauf. Nicht nur die Oscar Gewinnerinnen Julianne Moore und Halle Berry kamen dazu, auch der aus Game of Thrones bekannte Pedro Pascal sowie Frauenschwarm Channing Tatum und Urgestein Jeff Bridges schlossen sich dem Cast an. Besonders begeistert war ich von Julianne Moores Darstellung der leicht wahnsinnigen Drogendealerin Poppy Adams. Die coolen Statesman Pedro Pascal, Channing Tatum und Jeff Bridges konnten mich aber ebenfalls überzeugen. Taron Egerton gelingt es glücklicherweise ein weiteres Mal den Film zu tragen, da wurde beim Casting zum ersten Film ganze Arbeit geleistet. Eine besondere Ehrung geht an Elton John für seinen sympathischen Gastauftritt. Gut zu wissen, dass er auch über sich selbst lachen kann.

Häufig muss man sich bei Sequels um die Qualität der Story sorgen, weil diese nachträglich konstruiert wurde. Bei Kingsman: The Golden Circle ist das erfreulicherweise nicht der Fall. Die Story hält einige unerwartete Wendungen bereit und ist durchweg unterhaltsam. Trotz einer Laufzeit von 141 Minuten war der Film für mich sehr kurzweilig. Auch wenn das Überleben von Harry schon mit einem der ersten Trailer vorweggenommen wurde, gibt es noch genug Überraschungen und Vaughn liefert sogar eine glaubhafte Erklärung für seine Auferstehung mit. Sowohl durch den ehemaligen Kingsman Anwärter Charlie Hesketh als Antagonisten als auch durch die Rückkehr von Agent Galahad wurde eine Brücke zum Original geschlagen, was mich insgesamt sehr überzeugt hat.

Eine Stärke von Kingsman: The Secret Service waren die überaus starken Actionsequenzen. Sei es die legendäre Kampfszene im Pub, das Massaker in der Kirche oder das Feuerwerk am Ende, alles war hervorragend in Szene gesetzt. Im Sequel gelingt es Regisseur Matthew Vaughn diese Qualität beizubehalten, während die Anzahl der Actionsequenzen deutlich steigt. Der Film beginnt mit einer packenden Verfolgungsjagd durch London im englischen Taxi und legt danach kaum eine Verschnaufpause ein. Die Statesman bringen ein wenig Cowboy Style in den Film, und ihre Fertigkeiten mit (modernisierten) Lasso und Peitsche sind einfach cool. Insgesamt ist das Bild aber noch etwas überzeichneter als der britische Gentleman mit dem Regenschirm. Hervorragend ist auch die Hommage an die Pub Szene mit Harry aus dem Vorgänger. Insgesamt sind die Action- und Kampfszenen perfekt orchestriert und auf den Punkt gebracht. Natürlich sind viele Sachen bewusst übertrieben dargestellt und eher mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Aber wir sprechen hier schließlich auch über eine Comic Verfilmung.

Julianne Moore tritt in die großen Fußstapfen von Samuel L. Jackson, der mit Richmond Valentine einen wirklich starken und charakteristischen Bösewicht geschaffen hat. Zudem hatte er mit der Verhinderung der globalen Erwärmung ein wirklich gutes Motiv, lediglich seine Lösung war moralisch etwas fragwürdig. Eine ähnlich fragwürdige Entscheidung trifft in The Golden Circle ausgerechnet der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, auch wenn seine Argumentation auf makabere Weise schlüssig ist. In diese Zwickmühle bringt ihn Moore, die mir als Bösewicht wirklich Spaß gemacht hat. Ihr Motiv ist simpel und ihr Hauptquartier – das Poppy Land – einfach nur grandios. Dennoch kommt sie nicht an Richmond Valentine heran, denn bei genauerer Analyse fallen durchaus ein paar Schwächen in ihrer Argumentation auf. Klar, sie ist eine Psychopathin, aber das Argument lasse ich hier nicht gelten.

Insgesamt hat mir Kingsman: The Golden Circle deutlich besser gefallen als erwartet. Die spannende Story, der überzeugende Cast und die beeindruckenden Actionsequenzen sind definitiv Argumente für den Film. Allerdings hat Matthew Vaughn dermaßen viel Action in den Film gepackt, dass wenig Zeit für die ruhigen Momente bleibt. Natürlich gibt es einige schöne Momente zwischen den Charakteren, im Original ist ihm die Balance meiner Meinung nach aber deutlich besser gelungen. Etwas vermisst habe ich auch den Gentleman-Charme (und die Weisheiten), der die Kingsman für mich von anderen Geheimagenten abhebt. Stattdessen legt der Film den Fokus mehr auf die Gadgets, die auch Spaß machen, aber eben kein Alleinstellungsmerkmal sind. Das klingt jetzt allerdings schlimmer als es ist, denn abseits davon leistet der Film sich nur wenige Schwächen und sorgt für gute Unterhaltung mit einer großzügigen Prise derbem Humor.

5 von 7 Falken

Phil

Verrückt nach Film und Serien, begeisterter Blu-ray Sammler und immer auf der Jagd nach dem verlorenen Schatz.

2 Gedanken zu „Phil schaut “Kingsman: The Golden Circle (2017)“

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