Phil schaut “Die Verlegerin” (The Post; 2017)

Steven Spielberg verfilmt die Ereignisse rund um die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere im Jahr 1971. Mit an Bord ist nicht nur die hervorragende Meryl Streep, sondern auch der großartige Tom Hanks. Diesen Film müsst ihr gesehen haben!

Phils Highlights

  • die Aufbereitung der historischen Ereignisse rund um die Pentagon Papers
  • das wichtige Thema mit Parallelen zur aktuellen politischen Situation in den USA
  • Meryl Streep und Tom Hanks

Worum es geht

Wir schreiben das Jahr 1971: Richard Nixon ist amtierender Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und befindet sich Mitten im Vietnamkrieg. Daniel Ellsberg, ziviler Mitarbeiter des US-Außenministerium, gelangt in den Besitz einer geheimen, 7000 Seiten langen Studie über den Krieg: Die Pentagon-Papiere. Diese belegen, dass die US-Regierung der Öffentlichkeit gezielt Informationen vorenthalten hat. Ellsberg fertigt Kopien des Dokuments an und spielt diese den Medien zu, um den Skandal aufzudecken.

Phils Kritik

Neben Biopics wie Die Dunkelste Stunde sind auch Filme über bedeutende Medienaffären immer sehr beliebt bei den Oscars. Zuletzt konnte Spotlight (2015), ein Film über die Aufdeckung des Missbrauchsskandals in der römisch-katholischen Kirche, sogar den Oscar für den besten Film einheimsen. In eine ähnliche Kerbe schlägt nun Steven Spielbergs The Post. Der Titel bezieht sich natürlich auf die Zeitung The Washington Post und wurde für die deutsche Veröffentlichung einmal mehr interessant übersetzt, hierzulande heißt der Film Die Verlegerin. Der Film spielt inmitten eines Machtkampfes zwischen Medien und US-Regierung, legt den Fokus aber auf die Zeitungsverlegerin Katharine Grayham und ihren Chefredakteur Ben Bradlee.

Ich muss zugeben, dass mir die Pentagon-Papiere bisher überhaupt kein Begriff waren. Zum einen ist das weit vor meiner Zeit passiert, zum anderen wird die amerikanische Geschichte nach der Unabhängigkeit im deutschen Geschichtsunterricht nicht besonders ausführlich behandelt. Im Gegensatz zu vielen Amerikanern bin ich also völlig ahnunglos in den Film gegangen und habe mich dabei auf gute Reviews und die Namen Spielberg, Streep und Hanks verlassen. Ich wurde nicht enttäuscht, was unter anderem daran liegt, dass das Thema Pressefreiheit heute aktueller denn je ist. Zudem werden die Ereignisse – auch für Unwissende – hervorragend aufbereitet und spannend erzählt. Ebenso wird nicht unterschlagen, welche schwerwiegenden Konsequenzen die Protagonisten mit ihren Entscheidungen riskieren.

Spielberg inszeniert The Post im Stil eines Dokumentarfilms und betrachtet die Ereignisse eher nüchtern. Statt aufgeladener Emotionen oder gar übertriebenem Patriotismus setzt er auf eine authentische Präsentation der Geschehnisse, positioniert sich aber deutlich auf Seite der Medien. Richard Nixon und auch die US-Regierung kommen im Film nicht besonders gut weg. Liest man sich jedoch in das Thema ein, erhärtet sich der Verdacht, dass der Film hier relativ nah an der Wahrheit bleibt. Negativ anmerken muss ich, dass die wichtige Rolle der New York Times in der Geschichte größtenteils ausgespart wurde. Das liegt an der Perspektive, aus der Spielberg die Geschichte erzählt, fühlt sich aber trotzdem nicht ganz richtig an.

Ungeheuer spannend ist auch Meryl Streeps Rolle der Katharine Graham. In einer von Männern dominierten Zeit repräsentiert sie die einzige Frau an der Spitze eines großen Unternehmens. Nach dem Tod ihres Ehemanns übernahm sie die Leitung der Familienzeitung Washington Post und versuchte das Image der Lokalzeitung loszuwerden. Graham schrieb in ihren Memoiren, dass sie Probleme hatte von ihren männlichen Kollegen und Angestellten ernst genommen zu werden, und erwähnt fehlendes Selbstbewusstsein sowie Misstrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Diese Darstellung hat Meryl Streep perfekt getroffen, denn die Unsicherheit lässt sich in brenzligen Situationen an ihrem Gesicht ablesen. Beinahe kann man den Konflikt in ihr fühlen, während ihre männlichen Kollegen hektisch auf sie einreden.

Überhaupt ist der Film hervorragend besetzt. Zwar sticht Meryl Streep aufgrund der Möglichkeiten ihrer Rolle sehr stark heraus, aber auch Tom Hanks überzeugt einmal mehr. Er spielt Chefredakteur Ben Bradlee und ist wohl der einzige, der vollstes Vertrauen in Katharine Graham hat. Weiterhin sehen wir Bob Odenkirk als Post-Redakteur Ben Bagdikia, Matthew Rhys als Whistle-Blower Daniel Ellsberg, Bruce Greenwood als Secretary of State Robert McNamara, Tracy Letts als Post-Chairman Fritz Beebe, Jesse Plemons als Post-Anwalt Roger Clark, und noch einige weitere. Alle spielen ihre Rollen sehr authentisch und sehen ihren Vorbildern dabei erstaunlich ähnlich. Da hat auch die Maske einen wirklich guten Job gemacht.

Letztendlich gepackt hat mich der Film jedoch mit der Geschichte, die bis zur letzten Minute spannend inszeniert ist. Der Film führt uns einmal mehr vor Augen, dass sich Geschichte wiederholt. Wie schon angedeutet ist das Thema des Films ungewöhnlich aktuell. In einer Zeit, in der Politiker Medien als Fake News beschimpfen und Fakten immer weniger Relevanz haben, sind Pressefreiheit und investigativer Journalismus wichtiger denn je. Es wäre fatal, es als selbstverständlich anzusehen. So ist der Film nicht nur eine Geschichte aus vergangenen Tagen, sondern gleichzeitig ein Appell an unsere heutige Gesellschaft.

Steven Spielbergs The Post ist ein wichtiger Film, den ihr keinesfalls verpassen solltet.

6 von 7 Falken

Phil

Verrückt nach Film und Serien, begeisterter Blu-ray Sammler und immer auf der Jagd nach dem verlorenen Schatz.

2 Gedanken zu „Phil schaut “Die Verlegerin” (The Post; 2017)“

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