Simon schaut “Fantastic Beasts and Where to Find Them” (2016)

Viele liebevolle Details und ein charmanter Cast, aber vollends verzaubert hat mich das erste von fünf angekündigten Harry Potter Spin-offs nicht. Fantastic Beasts and Where to Find Them ist dennoch sehenswert. Es ist erfrischend einen Film im Harry Potter Universum zu wissen, der für sich alleine stehen kann.

Simons Highlights

  • Eddie Redmayne als Newt Scamander, Katherine Waterston als Tina Goldstein, Dan Fogler als Jacob Kowalski und Alison Sudol als Queenie Goldstein
  • Niffler, Bowtruckle und ihre Freunde
  • die Szenen in Tina und Queenies Wohnung; das Ende

Worum es geht

Der Magizoologe Newt Scamander (Eddie Redmayne) erreicht mit einem Koffer voller magischer Wesen New York im Jahr 1926. Er untersucht und beobachtet die Kreaturen zu Recherchezwecken für sein Buch “Magische Tierwesen und wo sie zu finden sind”. Einige Missgeschicke führen dazu, dass ein paar von Newts Schützlingen aus dem Koffer entkommen und fortan New York unsicher machen. Zur gleichen Zeit passieren verschiedene Unglücke in der Stadt, für die Newts Kreaturen verantwortlich gemacht werden. Zu allem Überfluss hat die magische Gemeinschaft Amerikas ein Problem mit einer Gruppe fanatischer Nicht-Zauberer. Newt braucht Hilfe, um seine “Koffertiere” in der fremden Großstadt wieder einzufangen. Die erhält der von den zwei Hexenschwestern Tina (Katherine Waterston) und Queenie Goldstein (Alison Sudol) sowie dem “No-Maj” (amerikanischer Ausdruck für Nichtmagier/Muggle) Jacob Kowalski (Dan Fogler).

Simons Kritik

Es wurde viel diskutiert, jetzt ist es da: das erste Harry Potter Spin-off, geschrieben von J.K. Rowling höchstpersönlich. Regie führte David Yates, ebenso kein Unbekannter in der magischen Welt, schließlich war er für die Umsetzung der letzten vier Harry Potter Filme verantwortlich. Die Star-Besetzung, das Setting (New York in den 20ern) und die Trailer versprachen Episches. Konnte der Film meinen zugegebenermaßen hohen Erwartungen gerecht werden?

Nein. Fantastic Beasts and Where to Find Them ist kein Gefangener von Askaban, auch kein Heiligtümer des Todes – Teil 2. Der Film ist wie die Mehrzahl der Harry Potter Streifen gut, aber nicht herausragend. Zunächst dachte ich, der Film hat vielleicht unter der Anforderung gelitten, als Setup für vier weitere Teile zu fungieren. Inzwischen bin ich anderer Meinung: Der Film wäre sehr viel unspektakulärer gewesen ohne die Verknüpfungen zu dem, was noch auf uns zukommt.

Das Pacing der verschiedenen Handlungsstränge ist leider nicht stimmig. Angesichts der großen Bedrohung verbringen wir recht viel Zeit mit Schnitzeljagd. Langatmige Schnitte in Dialogen und eine seltsame Kamerafahrt durchs MACUSA (Magical Congress of the United States of America), die vielleicht in 3D besser funktioniert hat, haben mich irritiert.

Die böse Kreatur konnte mich nicht vollständig überzeugen, weshalb ich im Finale weniger emotional involviert war, als ich es gerne gewesen wäre. Einen besonders bitteren Nachgeschmack hat jedoch der Cameo-Auftritt von Johnny Depp als Gellert Grindelwald hinterlassen. Wir erinnern uns: Grindelwald war neben Voldemort der begabteste dunkle Magier überhaupt. Wenn das Kino bei seinem allerersten Auftritt jedoch zu lachen beginnt, dann weiß man, dass hier etwas gewaltig schief gelaufen ist. Als Fan von Harry Potter und vor allem Dumbledore bin ich sehr, sehr unglücklich mit Depp. Hier muss einiges geschehen, damit ich die kommenden Filme ohne Vorbehalte schauen kann.

Wenn man diesen einen Kurzauftritt außen vor lässt, dann kann man nur positive Worte für den Cast des Films finden. J.K. Rowling schafft es wieder wunderbar menschliche Haupt- und Nebencharaktere mit kleinen Macken zu schreiben, die von den talentierten Darstellerinnen und Darstellern dankbar ausgespielt werden. Die Figuren ergänzen die Welt, die wir alle so gut kennen. Wie auch in Harry Potter findet sich eine Gruppe, in der die Chemie zwischen den Darstellern stimmt und jede gemeinsame Szene funktioniert. Wieder haben wir es mit Außenseitern zu tun, denen Rowling Gesichter gibt. Redmaynes Newt kann besser mit Kreaturen als mit Menschen umgehen. Foglers Jacob ist der Spaßvogel, völlig überfordert von der magischen Welt, in die er hineinstolpert. Katherine Waterston war mir vorher kein Begriff. Sie spielt die unruhige Tina, die das Richtige tun möchte, um endlich etwas Wertschätzung zu erleben. Für mich war sie der heimliche Star des Films, der mich emotional berührt hat. Alison Sudol spielt Tinas Schwester Queenie, eine Mischung aus Luna Lovegood und Professor Trelawney, sprich: einzigartig.

Neben unseren Helden ist Ezra Millers Performance als Credence herauszustellen. Seine Mutter steht der Gruppierung vor, die den Kampf gegen die Zauberei aufgenommen hat. Credence hat eine schwere Last zu tragen, die man Miller jede Sekunde anmerkt. Zu guter Letzt bleibt Colin Farrell. Als Percival Graves lässt er sich nicht in die Karten schauen. Er ist Auror bei MACUSA, hat sein Auge auf die seltsamen Vorkomnisse in New York geworfen und ist Newt auf der Spur. Farrell spielt Graves so, wie ich mir Grindelwald gewünscht hätte: Ernsthaft und fokussiert.

Ein paar Stars habe ich noch nicht erwähnt! Die fantastischen Tierwesen werden ihrem Namen gerecht. Ihre Animationen haben mir ziemlich gut gefallen. Besonders Niffler, Swooping Evil und Bowtruckle konnten mich begeistern. Die Szenenbilder waren in Ordnung, wenn ich mir auch etwas mehr echte New York-Stimmung gewünscht hätte. Das Innere des Koffers hat mir am besten gefallen. Sehr kreativ.

Anhand von Newts liebevollen Umgangs mit seinen Kreaturen gelingt es J.K. Rowling uns an die Natur da draußen vor unseren eigenen Türen zu erinnern und ein grünes Statement zu setzen. Wer oder was ist eigentlich gefährlich? Auch die Spannungen zwischen magischer und nichtmagischer Welt scheinen in den USA prominenter zu sein als anderswo. Beziehungen verboten! Der Subtext über Rassentrennung und Andersartigkeit steht zwar nicht so sehr im Vordergrund wie zum Beispiel im wunderbaren Zootopia, aber regt hoffentlich viele Menschen zum Nachdenken an in einem Jahr, in dem auf der politischen Bühne viel Stimmung mit Hass gemacht wurde.

Die letzten Szenen nach dem Finale schließen den Film anders ab, als wir es von Harry Potter gewohnt sind. Natürlich ist der Rahmen nicht wirklich vergleichbar. Ich mochte das Ende und die Interaktion zwischen den Hauptdarstellern sehr. Der Film hat einen eigenen Anfang und ein eigenes Ende, er funktioniert auch ohne das große Ganze. Das ist im Harry Potter Universum sehr erfrischend. Es war mir vorher nicht bewusst, wie sehr ich das schätzen würde.

5 von 7 Falken

Simon

Redakteur Moviefalcon.de, Film-, Kino-, Oscarenthusiast! Wenn nicht gerade unterwegs in einer weit entfernten Galaxis, dann sicherlich mit Mad Max auf der Fury Road oder zu Besuch im Grand Budapest Hotel.

2 Gedanken zu „Simon schaut “Fantastic Beasts and Where to Find Them” (2016)“

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