Simon schaut “Ex Machina” (2015)

Science-Fiction, Psychothriller, Kammerspiel: Caleb ist Teil eines Turing-Tests, der zum Machtkampf ausartet. Ein spannender Film zu künstlicher Intelligenz, der durch seine Schlichtheit und Eleganz heraussticht und Alicia Vikander zum internationalen Star macht.

Achtung! Trailer enthält potentielle Spoiler!

Simons Highlights

  • Alicia Vikander als Ava
  • Oscar Isaacs Tanzszene
  • Drehbuch von Alex Garland

Worum es geht

Caleb (Domhnall Gleeson) hat gewonnen! Er kann sein Glück kaum fassen. Als Programmierer arbeitet er für Blue Book, Anbieter einer Suchmaschine. Nun darf er an einem geheimen Projekt von Firmengründer Nathan Bateman (Oscar Isaac) mitarbeiten. Er wird zu Batemans Residenz geflogen, fernab jeglicher Zivilisation. Nathan wohnt dort alleine mit Gesellschafterin Kyoko und betreibt Forschung zu künstlicher Intelligenz. Nathan eröffnet Caleb, dass dieser ausgesucht wurde, menschlicher Teil einer Variante des Turing Tests zu sein. Caleb lernt den humanoiden Roboter Ava (Alicia Vikander) kennen und soll feststellen, ob die künstliche Intelligenz Bewusstsein hat. Kann Ava ihn überzeugen, obwohl er weiß, dass sie eine Schöpfung Nathans ist?

Simons Kritik

Wie Du vielleicht hier gelesen hast, gehört Ex Machina zu meinen fünf Lieblingsfilmen aus dem vorigen Jahr. Die verhältnismäßig kleine Produktion (Budget von $15 Millionen) ist das Regiedebüt von Alex Garland. An Bord sind die Durchstarter Alicia Vikander, Domhnall Gleeson und Oscar Isaac, die es gemeinsam in insgesamt fünf oscarnominierte Filme aus 2015 geschafft haben. Ex Machina hat sogar eine Kategorie bei zwei Nominierungen gewonnen, doch dazu später mehr. Warum ich diesen Film so sehr mag? Er vereint das beste aus verschiedenen Genres. Er regt zum Nachdenken an. Er hat mich von der ersten Minute an gepackt und nicht mehr losgelassen.

Ex Machina ist Science-Fiction. Die künstliche Intelligenz Ava hat zwar ein menschliches Gesicht, menschliche Statur und Menschenhände, doch ihr Körper ist der eines Robotors. An einigen Stellen können wir sogar durch ihn hindurchsehen. Ava wird sehr ästhetisch präsentiert in der sterilen Umgebung von Nathans Residenz. Alicia Vikander spielt Ava hervorragend. Während des Turing Tests wird Ava vom neugierigen, vorsichtigen Kind mehr und mehr zu einer Herausforderung für Caleb. Vikander macht Ava menschlich. Wie passend, dass der Film den Oscar für die besten visuellen Effekte gewonnen hat: Ein Sieg, mit dem die Leistungen eines kleinen Projektes gewürdigt wurden, das wenige Effekte wunderschön inszeniert. Es gibt neben Ava noch mehr Science: Ex Machina zeigt, wie ein Turing Test in Anwendung funktionieren könnte – wenn auch in abgeänderter Form, denn Caleb weiß schon, dass es sich bei Ava um künstliche Intelligenz handelt. Das Drehbuch macht Anspielungen auf aktuelle philosophische Probleme ohne abzuheben und das Publikum zu verlieren. Und über allem schwebt die große ethische Frage: Wie viel Macht darf Nathan über Ava haben?

Ex Machina ist ein Psychothriller. Hierfür ist allen voran Oscar Isaac verantwortlich. Er mimt den egozentrischen Wissenschaftler, der mit seinen aggressiven Grundtendenzen nicht nur Caleb Respekt einflößt, sondern auch mir den einen oder anderen kalten Schauer über den Rücken gejagt hat. Isaac verschwindet hinter seiner Performance und beweist einmal mehr, dass er ein genialer Schauspieler ist, von dem ich nicht genug sehen kann. Doch nicht nur er sorgt für Spannungen: Auch zwischen Ava und Caleb gibt es eine Dynamik. Es dauert nicht lange, bis Caleb an sich selbst zweifelt. Die Frage ist: Wer bringt das Fass zum überlaufen?

Ex Machina ist ein Kammerspiel. Neben Caleb, Ava und Nathan spielt nur die stumme Gesellschafterin Kyoko (Sonoya Mizuno) eine nennenswerte Rolle. Langweilig wird es nie. Sehnsüchtig erwartete ich jede Szene mit Ava – und hätte mich (und Caleb) am liebsten vor Nathan versteckt. Alex Garland erzählt die Geschichte aus Calebs Perspektive. Wir sind ebenso gespalten wie Caleb, wenn die Ereignisse ihren Lauf nehmen. Wir sind Caleb. So werden wir, das ganze Publikum, der menschliche Teil des Turing Tests. Hätte Ava mich überzeugt?

Der Film hat es auf jeden Fall, ich mag Ex Machina sehr. Ich empfehle: Handys und Licht ausschalten und komplett in den Film eintauchen. Der Film hat bereits eine große Fangemeinde und die Tanzszene wird Kultstatus erlangen! Garlands scharfe Dialoge halten einige unvorhersehbare Zitate parat, zum Beispiel eine Spitze gegen unseren Internetkonsum. Ex Machina ist kein Science-Fiction Film, der uns weit voraus ist. Wir dürfen uns fragen: Gibt es bereits einen Nathan dort draußen? Künstliche Intelligenz wird bis ans Ende der Menschheit Gegenstand unserer Wissenschaft sein. Wer weiß wie lange es noch dauert, bis Ava Wirklichkeit wird.

7 von 7 Falken

Simon

Redakteur Moviefalcon.de, Film-, Kino-, Oscarenthusiast! Wenn nicht gerade unterwegs in einer weit entfernten Galaxis, dann sicherlich mit Mad Max auf der Fury Road oder zu Besuch im Grand Budapest Hotel.

5 Gedanken zu „Simon schaut “Ex Machina” (2015)“

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