Ein neues Format: Simon stellt kurz und knapp die 2019-Filme The Lighthouse von Robert Eggers, Official Secrets mit Keira Knightley, den Berlinale-Eröffnungsfilm The Kindness of Strangers, das Regiedebüt von Olivia Wilde Booksmart und Bernadette mit der unvergleichlichen Cate Blanchett vor. Ist etwas für Dich dabei?
The Lighthouse (Der Leuchtturm)
Ein bizarres Erlebnis. Vor dem neuen Film von Robbert Eggers (The VVitch, 2015) eine große Portion Sushi zu essen war eine interessante Entscheidung, die ich nicht bereue. Entweder schaue ich den Film so schnell es geht erneut oder niemals wieder!
Das Nebelhorn dröhnt uns in den Ohren: Ephraim Winslow (Robert Pattinson) wird für vier Wochen zum Gehilfen von Leuchtturmwart Thomas Wake (Willem Dafoe) auf einer kleinen, verlassenen Insel. Winslow muss knochenharte Arbeit leisten, während sich Wake nachts mit dem Licht oben im Leuchtturm einschließt. Heftige Stürme, seltsame Vorkommnisse, knappe Ressourcen: Alsbald zweifeln wir am Verstand der zwei Männer.
Robert Eggers The Lighthouse ist eine Absurdität sondergleichen! Zu dem abstrakten Film könnte man eine Lektürehilfe brauchen, aber genau das hat meinen Kinoabend so einzigartig gemacht. Ich verließ das Kino mit meiner Begleitung und wir begannen unmittelbar damit, über die Bedeutung einzelner, hochskurriler Elemente und Szenen des Films zu rätseln. Pattinson und Dafoe sind herausragend verstörend, die eingefangenen Bilder von albtraumhafter Schönheit, das Sound Design pompös und bedrohlich. Der Film ist ein Gesamtkunstwerk, für das der Autor keine Kompromisse eingehen musste. Danke, Studio A24, dass solche Filme auch 2019 auf den großen Leinwänden laufen dürfen.
Simons Highlights: Ephraim und die einäugige Möwe; Pattinson, Dafoe, Kamera, Sound Design
Simons Bewertung: 6.5/7 Falken
Official Secrets
Skepsis weicht positiver Überraschung: Unerwartete Wendungen im Film über Whistleblowerin Katherine Gun helfen über kleinere Schwächen hinweg und machen Official Secrets zu einem sehenswerten Film, den meine Eltern lieben würden.
Vor dem Irakkrieg 2003: Die britische Geheimdienstlerin Katherine Gun (Keira Knightley) wird aufgefordert mit ihren Kolleg*innen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates abzuhören. Die USA wollen in Zusammenarbeit mit den Briten ein Votum für den Krieg mit dem Irak durchdrücken und dabei die kleinen Staaten im Rat unter Druck setzen. Gun kämpft mit ihrem Gewissen und wird schließlich zur Whistleblowerin.
Schnell könnte man Official Secrets als Fernsehfilm abtun, auch ich hätte ihn fast übersehen. Die Geschichte von Gun erscheint auf den ersten Blick vorhersehbar zu sein, und zugegebenermaßen gibt es den einen oder anderen Handlungsstrang, von dem man ganz genau weiß, wohin er führt. Mindestens ebenso häufig wurde ich jedoch ehrlich überrascht. Ich kannte den Official Secrets Act nicht, der eine wichtige Rolle in der Strafverfolgung von Gun spielt. Keira Knightley spielt Gun am besten, wenn der Druck von außen hoch ist und Gun zu zerbrechen scheint. Der Cast (u.a. auch Ralph Fiennes und Matt Smith) spielt überwiegend gut. Regisseur Gavin Hood (Eye in the Sky, 2015) nutzt Originalszenen aus Interviews mit Politikern, die der britischen Öffentlichkeit ins Gesicht lügen, und erzeugt so Authentizität, die betroffen macht.
Simons Highlight: Gun vor Gericht
Simons Bewertung: 5.5/7 Falken
The Kindness of Strangers
Selten denke ich darüber nach, einen Film in der Mitte abzubrechen. Als ich aber im Kino saß und The Kindness of Strangers über mich ergehen ließ, ertappte ich mich bereits nach einer halben Stunde bei dem Gedanken daran, welcher andere Film wohl zeitgleich nebenan lief. Ich zog es durch, um Dir empfehlen zu können: Schau was anderes!
Mutter Clara (Zoe Kazan) weckt mitten in der Nacht ihre zwei Söhne Anthony und Jude und fährt mit ihnen nach New York – unbemerkt von Mann Richard, der sie und die Kinder schlägt. In New York ist die Familie auf die Hilfe von Fremden angewiesen.
The Kindness of Strangers, Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale und inoffizieller Weihnachtsfilm, ist ein großes Durcheinander. Die schlecht strukturierte, klischeebehaftete Haupthandlung um Clara und ihre Söhne wird durch zunächst willkürlich erscheinende Szenen über andere Menschen in New York auseinandergerupft. Regisseurin Lone Scherfig und ihr Drehbuch möchten mit aller Gewalt diese einzelnen Handlungsstränge und Figuren zusammenzubringen, egal, welche blödsinnigen Entscheidungen die Figuren dafür treffen müssen. Ein Film, der es schafft, dass sich New York wie ein Dorf anfühlt, macht irgendetwas falsch. Immerhin enthält die zweite Hälfte des Films ein paar lustige Momente (Bill Nighy sei Dank), die zwar nicht zum Ton des Anfangs passen, aber den Kinobesuch erträglicher gestalten. Technisch wie künstlerisch auf dem Niveau eines unterdurchschnittlichen deutschen Fernsehfilms.
Simons Highlight: –
Simons Bewertung: 2/7 Falken
Booksmart
Zeitweise mein Lieblingsfilm des Jahres 2019: Selten habe ich so viel im Kino gelacht wie in Booksmart. Gut in der Schule zu sein war noch nie so cool wie in diesem Film!
Der letzte Tag der Highschool ist angebrochen, morgen ist Abschlussfeier: Molly (Beanie Feldstein) und Amy (Kaitlyn Dever), schon immer beste Freundinnen, waren während ihrer Schulzeit in Bibliotheken zu finden, nicht auf Partys. Sie haben dank ihrer Intelligenz und ihres Fleißes Plätze an hervorragenden Colleges ergattert. Nach einem aufwühlenden Gespräch mit Klassenkamerad*innen hat Molly das Gefühl etwas verpasst zu haben. Gemeinsam mit Amy möchte sie die letzte Nacht vorm Abschluss nutzen, um alles nachzuholen!
Ein wahres Gag-Feuerwerk! Booksmart, das Regiedebüt (!) von Olivia Wilde, ist aber besonders deshalb so gut, weil der Film unter den ganzen hervorragenden Witzen und lustigen Sequenzen so viel Herz hat. Booksmart macht Frieden mit den “Feindschaften” der Schulzeit und zeigt: In der Schule waren wir alle Kinder, haben uns gegenseitig nicht verstanden, aber das ist kein unüberwindbares Hindernis. Die Freundschaft zwischen Amy und Molly ist etwas Besonderes (Feldstein und Dever sind unglaublich!); Man muss unweigerlich an die eigenen Freundschaften und Erlebnisse in der Jugendzeit denken. Billie Lourd darf nicht unerwähnt bleiben: Ihre Gigi ist schon jetzt ikonisch!
Simons Highlights: die Chemie zwischen Beanie Feldstein und Kaitlyn Dever, mein Lieblingsleinwandduo 2019; Billie Lourd als Scene Stealer Gigi; Pandabären, Taxifahrten und Poolpartys
Simons Bewertung: 6.5/7 Falken
Bernadette
“Cate Blanchett, Cate Blanchett, Cate Blanchett, Kristen Wiig, Cate Blanchett, Cate Blanchett” fasst zusammen, warum man sich den neuen Film von Richard Linklater anschauen kann. Wenn Du für Blanchett nichts übrig hast, wird Dich die Romanverfilmung Bernadette mit größerer Wahrscheinlichkeit kalt lassen.
Bernadette Fox (Cate Blanchett), ehemalige Stararchitektin, lebt mit ihrem Mann (Billy Crudup) und ihrer Tochter (Emma Nelson) in einem großen (zum Teil renovierungsbedürftigen) Haus auf einem Hügel mitten in einem hübschen Wohnviertel. Die exzentrische Bernadette hat ihre Probleme mit sozialer Interaktion, nur ihre Tochter Bee dringt zu ihr durch. Eines Tages verschwindet Bernadette und Tochter Bee lernt über Bernadettes Vergangenheit.
Die Kurzbeschreibung der Handlung klingt geheimnisvoller, als der Film die Geschehnisse letztendlich darstellt. Im Vergleich zum Buch (Wo steckst du, Bernadette? von Maria Semple) hat Bernadette eine größere Rolle, was dieser Inszenierung gut tut, denn Cate Blanchett ist mit Abstand der spannendste Aspekt des Films, gefolgt von Kristen Wiig als Nachbarin Audrey, die regelmäßig mit Bernadette aneinander gerät. Bernadette ist kein neues Meisterwerk vom großartigen Richard Linklater, sondern nette, belanglose, austauschbare Abendunterhaltung, die niemandem weh tut. Cate Blanchett-Fans sollten sich den Film aber auf jeden Fall ansehen und ihrer Königin huldigen.
Simons Highlights: die von Bernadette entworfenen Häuser; jeder Dialog zwischen Bernadette und Audrey
Simons Bewertung: 4/7 Falken
Hast Du schon einige der von Simon vorgestellten Filme gesehen? Stimmst Du ihm zu, oder hat Dir The Kindness of Strangers etwa gefallen? Wie gefallen Dir diese Reviews im Kurzformat? Schreib uns gerne einen Kommentar!
2 Gedanken zu „Kurzvorstellungen: The Lighthouse, Official Secrets, The Kindness of Strangers, Booksmart und Bernadette“