Auch in diesem Jahr erwarten uns wieder zahlreiche neue Superheldenfilme. Den Anfang macht Marvel mit seinem geheimnisvollen Black Panther, der bereits einen kurzen Auftritt in Captain America: Civil War (2016) hatte. In den USA entbrannte ein regelrechter Hype um den Film – ist er gerechtfertigt?
Phils Highlights
- der großartige Cast rund um Chadwick Boseman, Lupita Nyong’o und Michael B. Jordan
- der fantastische Look von Wakanda und den Kostümen
- der Soundtrack gemischt aus klassisch afrikanischen und modernen Klängen
- die spannenden Fragestellungen, die der Film behandelt
Worum es geht
Nach dem Tod seines Vaters T’Chaka (John Kani) kehrt T’Challa (Chadwick Boseman) nach Wakanda zurück, um den Thron zu besteigen. Doch während er sich damit beschäftigt, was für ein König er sein will, erfährt er ein dunkles Geheimnis seines Vaters und muss das versteckte Königreich nicht nur vor einer Bedrohung von außen schützen, sondern sich auch gegen den Thronanwärter N’Jadaka durchsetzen.
Phils Review
Bereits seit Captain America: Civil War (2016) habe ich mich auf den Black Panther Standalone Film gefreut. Neben dem erfrischenden Auftritt von Spiderman war Black Panthers Gastaufritt eines meiner Highlights in Civil War. Der erste Black Panther Trailer fachte meine Vorfreude noch weiter an, denn die ungewöhnliche Musik und der rauhe Ton ließen auf eine andere Art von Superhelden Film hoffen. Marvel hat den perfekten Zeitpunkt getroffen und gibt den Menschen mit afrikanischen Wurzeln gleich mehrere Helden auf der großen Leinwand. Glücklicherweise hat sich Regisseur Ryan Coogler damit allein nicht zufrieden gegeben und behandelt in dem Film auch noch einige äußerst spannende Fragestellungen, die eng mit der schwarzen Lebensrealität verknüpft sind. Doch dazu später mehr.
Der Film spielt im fiktiven afrikanischen Königreich Wakanda, das dank großer Vibraniumvorkommen deutlich weiter entwickelt ist als der Rest der Welt. Um Missbrauch der fortschrittlichen Technologien zu verhindern und sich vor Angriffen von außen zu schützen, schottet sich das Land jedoch mithilfe einer Tarnvorrichtung ab. Nicht alle in Wakanda sind mit diesem Kurs einverstanden und würden die Ressourcen des Landes lieber einsetzen, um anderen zu helfen. Dem Gegenüber steht allerdings auch eine starke Bewegung, die die Ressourcen ausschließlich für das Wohl des Landes einsetzen will (quasi “Wakanda First”). Trotz modernster Technologie wird Wakanda von einem König regiert und zollt den afrikanischen Traditionen hohen Respekt. Frauen und Männer sind gleichgestellt, die Leibgarde des Königs besteht gar nur aus Frauen. Wakanda ist auch gleichzeitig ein Gedankenexperiment: Wie könnte ein afrikanisches Land heute aussehen, wäre es nicht von den Europäern unterworfen und seiner Bodenschätze beraubt worden?
Bislang war das Marvel Cinematic Universe ein überwiegend weißer und männlicher Ort, doch mit Black Panther werden die Verhältnisse auf den Kopf gestellt. Der Cast ist fast ausschließlich schwarz und sehr weiblich. Neben Chadwick Boseman als T’Challa sehen wir die großartige Lupita Nyong’o (12 Years a Slave, 2013) als Undercover-Spionin Nakia, Michael B. Jordan als eiskalten Thronanwärter N’Jadaka, Forest Whitaker als Ältester Zuri und Danai Gurira als Okoye, Generalin der Leibwache des Königs. John Kani schlüpft ein weiteres Mal in die Rolle von König T’Chaka, Angela Bassett übernimmt den Part von T’Challas Mutter und Letitia Wright spielt Shuri, die smarte Schwester von T’Challa. Ein bisschen weiß gibt es dann aber doch noch, Martin Freeman kehrt als CIA Agent Everett Ross zurück, während Andy Serkis erneut als Ulysses Klaue zu sehen ist.
Tatsächlich wird der Film in erster Linie von seinem überragenden Cast getragen, der T’Challa starke Konkurrenz macht. Es gibt so viele interessante Charaktere, zu denen ich schnell eine emotionale Bindung aufgebaut habe. Da wiegt es gar nicht so schwer, dass Black Panther selbst nicht so spannend ist. Allen voran hat mich seine kleine Schwester Shuri begeistert, die für die Entwicklung der Ausrüstung von Black Panther verantwortlich ist. Sie betrachtet die Dinge mit sympathischer Naivität und bewegt sich wie selbstverständlich in einem für gewöhnlich von Männern dominierten Feld. Das hat hoffentlich Vorbildfunktion. Ebenfalls großartig ist Generalin Okoye, die beeindruckende Kriegerin, die niemals um einen trockenen Spruch verlegen ist. Auch der Thronanwärter N’Jadaka hat mir gut gefallen, denn sein Motiv weiß zu überzeugen.
Black Panther fühlt sich nur selten wie ein typischer Marvel Film an. Die fantastischen Kostüme sind stark an traditionelle, farbenfrohe afrikanische Gewänder angelehnt, und statt großer Städte zeigt die Kamera uns wundervolle Bilder der afrikanischen Steppe, während im Hintergrund afrikanische Buschtrommeln zu hören sind – irgendwie beruhigend, ein bisschen exotisch und doch aufregend. Auch die verschiedenen Zeremonien im Film erzeugen eine ganz spezielle Atmosphäre, die sich nur schwer beschreiben lässt. Vieles wirkte auf mich einfach authentischer und realer als andere Marvel Geschichten. Auch wurde der typische Marvel Humor nur sehr sparsam eingesetzt, was dem Film mehr Ernsthaftigkeit verleiht. Der Soundtrack vom schwedischen Komponisten Ludwig Göransson kombiniert tradtionelle amerikanische Klänge mit modernen Bässen und gehört zum Besten was das Marvel Cinematic Universe bisher hervorgebracht hat.
Der Film selbst ist voller politischer Anspielungen. Die zentrale Frage, ob Wakanda seine Ressourcen nutzen sollte, um anderen Ländern zu helfen, oder sich stattdessen um seine eigene Bevölkerung kümmern sollte, lässt sich problemlos auf die aktuelle politische Situation in den USA übertragen. T’Challa und N’Jadaka vertreten hier bewusst die zwei verschiedenen Extreme und regen den Zuschauer zum Nachdenken an. Was wiegt schwerer? Das Wohlergehen des eigenen Volkes oder das Leid der übrigen Welt? Eine durchaus spannende Frage, die sich nicht so leicht beantworten lässt. Darüber hinaus verarbeitet Coogler auch die aktuellen Rassismusprobleme in den USA, Kolonialismus sowie gesellschaftliche Abschottung. Einen Marvel Film mit so viel politischer Botschaft gab es bisher noch nicht.
Mit Black Panther hat Regisseur Ryan Coogler den Nerv der Zeit getroffen und einen bärenstarken Film abgeliefert. Der Cast ist überragend, die Story sowohl spannend als auch interessant, und die visuelle Umsetzung auf höchstem Niveau. Die afrikanischen Wurzeln und die politische Ebene verleihen dem Film mehr Tiefe und heben ihn deutlich von anderen Marvel Produktionen ab. Zudem zelebriert er die afrikanische Kultur und macht Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Kein Wunder also, dass der Film sowohl in Afrika, als auch von der schwarzen Community in den USA begeistert gefeiert wurde. Mit einem Einspielergebnis von 652 Mio $ ist er in den USA bereits der erfolgreichste Marvel Film aller Zeiten und wird dem Hype meiner Meinung nach vollkommen gerecht. Wakanda Forever!
3 Gedanken zu „Phil schaut “Black Panther” (2018)“