Dies ist ein Review der sechsten Folge der aktuellen siebten Staffel der HBO-Erfolgsserie Game of Thrones (2017). Spoilerwarnung! Simon diskutiert im Folgenden Handlung, Charaktere, Hochzeiten, Tode, … eben alles, was zu Game of Thrones dazu gehört. Wenn Du Beyond the Wall noch nicht gesehen hast, dann raten wir vom Weiterlesen ab.
Was passiert in Westeros
Die Situation zwischen den Schwestern Arya und Sansa ist angespannt. Arya konfrontiert Sansa mit einem Jahre alten Brief, in dem Sansa die Familie Stark in Aryas Augen verraten hat. Sansa hingegen findet Aryas Masken. Im Norden, hinter der Mauer, gelingt es Jon und seinen Gefährten zwar, einen lebenden Toten zu fangen, jedoch wird dadurch eine ganze Armee Untoter auf sie aufmerksam. Jon schickt Gendry zurück zur Mauer, um Daenerys zu verständigen. Die Menschen können sich auf eine Insel in einem zugefrorenen See retten, umstellt von verwesten Körpern. Am nächsten Morgen ist das Eis wieder stabil gefroren und die Untoten wagen den Angriff. Im richtigen Augenblick fliegt Daenerys herbei und rettet die Gruppe, doch ihr Drache Viserion wird von den Weißen Wanderern mit einem Eisspeer getötet. Er stürzt ins Eis. Jon schafft es nicht mehr zur Gruppe und versinkt ebenfalls im See, als Daenerys auf Drogon mit den anderen in Sicherheit fliegt.
Jon schleppt sich aus dem eiskalten Wasser. Onkel Benjen erscheint, der Jon auf sein Pferd hilft und anschließend beim Versuch, die lebenden Toten aufzuhalten, selbst fällt. Jon erreicht Eastwatch bewusstlos und erwacht auf Daenerys Schiff. Beide sind einander dankbar. Sie schwört, die Weißen Wanderer an Jons Seite zu bekämpfen, und Jon spricht Daenerys erstmals als seine Königin an.
Was Simon (nicht) gefallen hat
Es kam, wie es kommen musste. Daenerys hat eines ihrer Kinder verloren. Schade, dass der erste Serientod eines Drachen in einer Folge passieren musste, die mich trotz ihres epischen Ausmaßes nicht überzeugen konnte. Springen wir eine Woche zurück, bevor ich mir meinen Frust über Beyond the Wall von der Seele schreibe…
In der fünften Folge der aktuellen Staffel (Eastwatch, klicke hier für Veras Review) haben Jon, Daenerys und ihre Gefolgschaft beschlossen, Cersei einen Untoten zu präsentieren, um sie so von der Gefahr im Norden und einem Waffenstillstand zu überzeugen. Von Anfang an fand ich diesen Plan eher fragwürdig. Erstens untergräbt er die Motivation von Daenerys. Zweitens kann man sich auf Cerseis Wort nicht verlassen, und nicht nur bei Tyrion hätten alle Alarmglocken klingen müssen. Drittens ist die Idee, einen Untoten zu fangen und zu verschleppen, Selbstmord! Bei so vielen Stimmen der Vernunft rund um Jon und Daenerys (Tyrion, Varys, Ser Davos) kann ich mir kaum vorstellen, dass ein so rudimentärer Plan durchgehen konnte. Am Ende des Tages ging es in diesem Kapitel den Serienmachern darum, das Band zwischen Daenerys und Jon fester zu schmieden, sie endgültig auf seine Seite zu bringen – und vermutlich, einen Drachen an die Untoten zu verlieren.
Am Ende von Folge 5 wollte ich mich überraschen lassen und mit einer offenen Einstellung in Folge 6 gehen. Die Prämisse eines Suicide Squad gegen die Untoten im Schneetreiben (die Motivation hinter der Mission mal außen vor gelassen) klingt schon verlockend. Ich hatte auf ein zweites Hardhome (Staffel 5, Episode 8) gehofft, jene Folge GoT, die am tiefsten ins Horrorgenre eintauchte und mich das erste Mal realisieren ließ, dass die echte Gefahr für unsere Helden hinter der Mauer wartet. Regie führte hier Miguel Sapochnik, der auch für Battle of the Bastards (Staffel 6, Episode 9) verantwortlich war und damit für einen weiteren GoT-Meilenstein sorgte.
Beyond the Wall hätte mehr geschickt aufgebaute Dramatik gebraucht. Ich hatte nur einmal Angst um eine der Figuren – seltsam in einer Folge, in der sieben Männer von einer Armee Untoten umringt werden. Ein Grund dafür könnte gewesen sein, dass die Folge mit Momenten überladen war, in denen noch gerade so der Tag gerettet wird. Gendry, der genau vorm Tor zusammenbricht und dort aufgelesen wird. Der verrottete Bär, der kurz vorm tödlichen Biss doch noch erledigt wird (und den man im Schneetreiben leider viel zu selten wirklich erkennt). Daenerys, die in letzter Sekunde vorbeifliegt (schneller Gendry, schnelle Raben, schnelle Drachen… – kein weiterer Kommentar dazu). Der Weiße Wanderer, der sich entschließt, auf den fliegenden und weiter entfernten Drachen zu zielen anstatt auf die Bestie am Boden, mit der die Menschen offensichtlich flüchten wollen. Onkel Benjen, der zufällig (und genau im passenden Moment) auftaucht und Jon rettet.
Womit wir bei meinem Hauptkritikpunkt der Handlung der Folge angekommen sind. Jon wird von Daenerys zurückgelassen, sinkt unter das Eis, und stirbt. Nein, Moment, er krabbelt wieder nach oben, zunächst unbeachtet von den ganzen Untoten (die vielleicht gerade die Ketten zum Bergen ihres neuen Haustieres suchen?), um einen Kältetod zu sterben. Nein, auch nicht, sondern um von Onkel Benjen gerettet zu werden, der ihm sein Pferd leiht und anschließend selbst in dieser völlig unnötigen Szene stirbt. Jon reitet anschließend bewusstlos zur Mauer. Wie sollen wir jemals wieder Angst um Jon haben?
Hatten die Drehbuchautoren Angst, Onkel Benjen in der letzten Staffel nicht mehr loszuwerden? Jon hätte genauso gut im Kampf ernsthaft verwundet und vom Drachen in letzter Sekunde geschnappt und weggetragen werden können. Man stelle sich eine Alternative vor:
Jon verteidigt seine Freunde, während diese auf den Drachen klettern. Aus dem Augenwinkel sieht er, dass der Nachtkönig zu einem zweiten Wurf ansetzt. Der Eisspeer saust durch die Luft, direkt auf Drogon zu. Jon schwingt sein Schwert im richtigen Moment und fängt den Speer ab. Eine Druckwelle schleudert ihn gegen den Fels und alle Untoten von ihren klapprigen Füßen. Drogon nutzt den Moment und hebt ab, während Rhaegal im Sinkflug die Klauen ausstreckt, den bewusstlosen Jon packt und Drogon hinterherfliegt. Nur eine spontane Idee, aber mit gleichem Ergebnis und weniger unnötiger Handlung.
Alles in allem bin ich enttäuscht, aber einige Dinge an Beyond the Wall haben mir natürlich trotzdem gefallen: Die Charaktermomente zwischen den Mitgliedern der Selbstmordtruppe haben mir gefallen, ebenso der emotionale Austausch zwischen Dany und Jon am Ende der Folge. Großartig war auch die CGI. Die Qualität der visuellen Effekte, der untote Bär, der Schlacht am See und natürlich die Drachenkampfszenen, war höher als in vielen Spielfilmen. Wir gewöhnen uns daran, weil uns GoT technisch nie enttäuscht, aber es ist nicht selbstverständlich und gehört erwähnt. Außerdem ist ein brennendes Schwert immer ein Plus.
Simons Lieblingsfigur der aktuellen Folge
… ist natürlich Daenerys (Emilia Clarke) – nennen wir sie ab heute offiziell Dany. Sie rettet Sandor, Tormund, Jorah und Beric, verliert ein Kind, weint das erste Mal seit langem echte Tränen, erkennt die wahre Gefahr, ist in der letzten Szene traurig, wütend, besorgt und erleichtert. Ihr Verlangen nach dem Eisernen Thron wird endlich kleiner.
… und wen Simon hinter die Mauer verbannen würde
In dieser Folge erübrigt sich die Frage wohl oder übel – die Weißen Wanderer sind schließlich alle bereits hinter der Mauer! Auf die Ermordung eines Drachen steht natürlich die Todesstrafe, auch für Untote. Hoffentlich kriegt Daenerys ihre Rache.
Die Haupthandlung hat meiner Meinung nach in Folgen 5 und 6 gelitten. Sie war zu konstruiert. Die Serienmacher wollten zu schnell zu viel. Das Ergebnis musste sein: eine überzeugte Daenerys, ein toter Drache und ein Untoter in Freundeshand. Um dieses Ziel möglichst schnell zu erreichen, wurde “hinter der Mauer” ein löchriger Pfad gewählt.
4.5 von 7 Falken
Nächste Woche geht es mit der Folge The Dragon and the Wolf weiter, der letzten Folge der aktuellen siebten Staffel Game of Thrones. Das Review findest Du natürlich wieder bei uns. Ob Du die Preview schauen willst, bleibt dir überlassen.
Weitere Moviefalcon.de-Reviews unserer aktuellen GoT-Serie findest Du hier: Game of Thrones, Staffel 7
3 Gedanken zu „“Game of Thrones” 7: Simon schaut Folge 6“