Simons “Game of Thrones” Tagebuch: Eintrag 10

Staffel 5 (2015), Folgen 6 bis 10:

Dieser Artikel ist der zehnte Teil von Simons GoT-Tagebuch. In diesem Eintrag schreibt er über Folgen 6 bis 10 der fünften Staffel. Hier gelangst Du zurück zum einleitenden Prolog und weiteren seiner Tagebucheinträge.

Soviel vorweg: Die zweite Halbzeit betreibt mehr als nur Schönheitskorrektur. In Eintrag 9 hatte ich bemängelt, dass Staffel 5 wenige Highlights hervorbringt, einige Handlungsstränge ziemlich vorhersehbar umgesetzt sind und einige Figuren auf der Wartebank sitzen. Doch hier passierte noch so einiges, mit dem ich nicht gerechnet hätte. Und die Dichte an Highlights nahm von Folge zu Folge zu – sehr zum Leidwesen einiger der “wirklich” guten Charaktere. Die Auswahl meiner Lieblingscharaktere nach den ersten fünf Folgen war übrigens mehr denn je ein Griff ins…

Die Absetzung des Adels?

Aber eins nach dem anderen. Fangen wir mit Hexe Cersei an. Dass nun Margaery der Prozess gemacht werden soll, ist schon überraschend und eine weitere Grausamkeit von Cersei. So oder so, gut gemacht Margaery! Man liefert seinen schwulen Bruder nicht ans Messer religiöser Fanatiker! Hoffentlich kommen beide da irgendwie wieder raus. Doch die Welt kann sich schnell drehen. Schon in Folge 7 wird auch Cersei selbst verhaftet. Schockmoment gepaart mit Genugtuung. Zwar wird das nun langsam zu einem sich ständig wiederholenden Motiv, doch selten trifft es die Richtigen. Cersei hat keine Ahnung, was sie da heraufbeschworen hat.

King’s Landings Monarchie wird langsam aber sicher vom High Sparrow und seinen Schergen untergraben und das Volk aufgehetzt. Steht eine Absetzung des Adels und eine Herrschaft durch die Kirche bevor? Ich hatte fast Mitleid mit Cersei während ihres “Walk of Shame”. Fast.

Es gibt einen Frankenstein in GoT! Was für ein Monster ist aus dem toten Gregor Clegane geworden? In Staffel 6 werden wir ihn wohl in Action sehen.

Cerseis Bruder Jaime war Teil eines extrem schwachen Handlungsstranges der Staffel. Und leider ändert sich an meiner Einstellung zu Dorne wenig. Zunächst: Was für ein dummer Plan, einfach in die Gärten zu rennen und Prinzessin Myrcella vor den Augen ihres Verlobten stehlen zu wollen. Die seltsamen Sandschlangenkriegerinnen halte ich für die schlechtesten Schauspielerinnen der ganzen Serie. Und warum wartet Ellaria einfach im Keller? Um sich dort erwischen zu lassen? Immerhin vergiftet sie Myrcella noch kurz vor Schluss. Das hätten wir doch auch einfacher haben können, oder? Jaime tut mir richtig leid. Jaime und Myrcella hatten sich gerade das erste Mal als Vater und Tochter umarmt.

Ein Geschenk für Daenerys

Jorah muss ich wohl noch eine Weile ertragen. Zunächst wurde er von Piraten gefangen genommen, hat dann zwei Mal vor Daenerys kämpfen müssen und ist nun endlich wieder mit an Bord. Juchu. Oder so. Viel wichtiger: “Das Geschenk”, Tyrion, und Daenerys scheinen sich zu verstehen. Und Varys hat es auch endlich mal geschafft.

Wie so häufig wartete Folge 9, “Dance of the Dragons”, mit den emotionalen Höhepunkten auf, genauer gesagt mit zweien, einem sehr schönen und einem schrecklichen. Daenerys reitet das erste Mal auf ihrem Drachen und das fliegende Reptil sorgt für ordentlich Grillfleisch, als es den Helden in der Arena gegen die (ziemlich vielen) Harpyien zur Hilfe kommt. Bin ich der Einzige, der an Star Wars denken musste? Schade nur, dass der Drache seinen eigenen Kopf hat, mit der Mutter der Drachen zu Luke Skywalker nach Irland geflogen ist und Daenerys nun wieder einmal ein Reitervolk von sich überzeugen muss.

Bevor wir zum traurigen Höhepunkt der Staffel kommen, kurz zu den Stark-Schwestern. Aller guten Dinge sind drei. Theon hilft Sansa zwar weder als sie vergewaltigt wird, noch entzündet er ihre Kerze im Turm. Doch immerhin springt er mit ihr in die Freiheit, nachdem er das ätzende, sadistische Ramsay-Mädchen von der Mauer in den Tod gestoßen hat. Na also. Theon und Sansa treffen hoffentlich bald auf Brienne – außer, diese sieht das Licht im Turm und entschließt sich, Winterfell einen Besuch abzustatten. So oder so, Ramsay wird nicht glücklich sein, dass sowohl seine Gespielin als auch seine Ehefrau abhanden gekommen sind.

Und Arya? Die Halle der Gesichter ist sehr eindrucksvoll. Jaqens Sekte kann aber wohl keiner durchblicken. Wer entscheidet nun, wer wann wo wie und warum getötet werden darf? Arya hat leider den Falschen erlegt und nun ihr Augenlicht verloren. Alles seltsam.

Horror im Norden

Nun aber. Während ich in Staffeln 1 bis 3 noch nicht vollständig an der Nachtwache und der Mauer interessiert war, hat sich das seit Ende von Staffel 4 grundlegend verändert. Auf einmal wurde die Mauer zum Haupthandlungsort. Stannis kam der Nachtwache zur Hilfe und sammelte dringend benötigte Pluspunkte. Melisandre und Jon hatten ihren Moment. Doch wir erfahren leider auch, warum die Tochter von Stannis mitkommen musste. Melisandre deutet in Folge 7 an, dass es ein Opfer brauchen könnte, ein Opfer mit royalem Blut. Ich hatte es bereits vermutet. Doch werden sie es durchziehen?

Ja. Und es war wohl der schrecklichste Moment in ganz GoT, der traurige Höhepunkt von Folge 9, wie dieses wirklich völlig unschuldige, liebenswerte Mädchen mit Geschichte von ihren eigenen Eltern verbrannt wird. Nur Melisandre lächelt, denn sie schöpft die Kraft ab. Wie könnte man das vergeben? Wie kann ich diese Frau nur spannend finden? Stannis Männer wenden sich in Scharen ab, denn diese Opfergabe kann niemand mit klarem Verstand nachvollziehen. Selbst die Mutter macht kurz vor Schluss einen Rückzieher. Nun, Stannis geht auch mit Opferung unter. Neben seiner Niederlage hatte Brienne noch eine persönliche Rechnung offen. Melisandre? Die reitet zurück zur Schwarzen Festung, wohlwissend, dass die Boltons alle bis auf den letzten Mann niedermetzeln würden. Sie wird eine der wenigen Zeuginnen dieses grässlichen Höhepunkts sein.

Der Horror an der Mauer geht weiter. Die Armee der Toten greift in grausamen Szenen die Wildlinge an, als Jon gerade dabei ist, sie zu retten. Wie schrecklich… Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Nachtwache das Tor für Jon und die Überlebenden nicht öffnen wird. Sie tat es. Hier wurde nicht jede Gelegenheit zur Dramatisierung genutzt, was die Serie endgültig zu alter Stärke der Unvorhersehbarkeit führt! Leider wird Jon danach von eben seiner Nachtwache getötet. Die haben doch alle ein Rad ab! Wenn das die Männer sind, die Westeros vor der Armee der Toten beschützen wollen, dann können wir die Weißen Wanderer schonmal beglückwünschen. Jon……………………

Wird die Nachtwache nun, nachdem sie Jon aus dem Weg geräumt hat, auch gegen die überlebenden Wildlinge ziehen? Hoffentlich gibt der Riese denen ordentlich!

Meine Lieblingscharaktere

Na klar, ich setze Jon (Kit Harington) weiterhin auf Platz 1. Er ist der Retter eines ganzen Volkes und einer der wenigen, der die wahre Gefahr aus dem Norden kennt und ernstnimmt. Für ihn geht es um das Leben, nicht um Politik und Fehden, die vor seiner Zeit begonnen haben. Er ist ein wahrer Stark. Auf Platz 2 meldet sich Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) zurück. Er kann auch friedlich. Sein Charakter hat sich seit Staffel 1 enorm entwickelt. Und der Moment, in dem er das erste Mal seine Tochter als seine Tochter im Arm hält ist viel zu kurz. Mein Platz 3 muss an Shireen Baratheon (Kerry Ingram) gehen. Ihre Hilfsbereitschaft und ihr Vertrauen in ihren Vater bezahlt sie mit ihrem Leben. Ich bin noch immer fassungslos.

Hass, Hass, Hass

Ellaria ist mir zu blöd, Cersei hat ja ausnahmsweise mal etwas gelitten und Melisandre ist Melisandre, da bleibt viel Platz für Neulinge. Die Weißen Wanderer erkämpfen Platz 1 meiner Hassliste. Sie sind die wahren Feinde, die Endgegner, die eine ganze Armee von Wildlingen ermorden und ihrer eigenen einverleiben. In keiner Staffel wurde einem ihre Übermacht so bewusst wie in Staffel 5. Mit etwas Abstand folgt Stannis (Stephen Dillane) auf Platz 2, der seine eigene Tochter opfert, um vielleicht irgendwann König zu werden. Mein Platz 3 geht wieder an Ramsay Bolton (Iwan Rheon), der Sansa vergewaltigt, ihre Zofe häutet und einmal mehr viel zu viel Spaß am sinnlosen Töten zeigt.

Abschließende Gedanken

Eine generelle Beobachtung zum Umgang mit den Informationen, die wir über die einzelnen Figuren erhalten: Etwas schade finde ich, dass jede noch so kleine Information zu irgendeinem Zeitpunkt gegen die jeweilige Figur verwendet wird. Genau dies sind die Momente, in denen die Serie vorhersehbar wird und die das Universum, in dem die Serie spielt, kleiner machen. Ebenso, dass jeder von irgendjemandem der Vater oder Sohn (Jorah und Jeor) ist und wir all diese Charaktere kennen. Es wäre schön, wenn ein paar mehr Fragen offen blieben, so wie in den ersten Staffeln.

Die zweite Halbzeit von Staffel 5, so schrecklich die Geschehnisse auch waren, hat GoT aufgemischt und meinen Heißhunger wiedererweckt. Der Winter ist fast da, der Schneefall hat begonnen. Wer kann die Weißen Wanderer aufhalten?

Simon

Redakteur Moviefalcon.de, Film-, Kino-, Oscarenthusiast! Wenn nicht gerade unterwegs in einer weit entfernten Galaxis, dann sicherlich mit Mad Max auf der Fury Road oder zu Besuch im Grand Budapest Hotel.

2 Gedanken zu „Simons “Game of Thrones” Tagebuch: Eintrag 10“

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