Phil schaut “Assassin’s Creed” (2016)

Nach geradezu vernichtenden Kritiken ist es für mich an der Zeit, die Videospielverfilmung Assassin’s Creed unter die Lupe zu nehmen. Mit Michael Fassbender, Marion Cotillard und Jeremy Irons ist das Science Fiction Abenteuer eigentlich hochkarätig besetzt. Finde ich den Film auch so schlecht oder kann er bei einem ehemaligen Assassin’s Creed Spieler punkten?

Phils Highlights

  • der gewählte Story Abschnitt
  • die visuelle Umsetzung
  • die Stunts und insbesondere die Verfolgungsjagd im Parkour-Stil

Worum es geht

Callum Lynch (Michael Fassbender) sitzt in einem texanischen Gefängnis und wurde zum Tode verurteilt. Doch nach der Vollstreckung wacht er plötzlich in einer Einrichtung von Abstergo Industries auf. Er soll dort am Animus Projekt teilnehmen, um die Erinnerungen seines Vorfahren Aguilar de Nerha zu durchleben. Aguilar hatte sein Leben den Assassinen verschrieben und war während der spanischen Inquisition am Verschwinden eines mächtigen Artefakts beteiligt. Es geht um den Apfel aus dem Garten Eden. Die Templer, die hinter der Entführung Lynchs stecken, wollen dieses Artefakt finden und damit die Welt beherrschen.

Phils Kritik

Ende letzten Jahres war es mal wieder an der Zeit für eine neue Videospielverfilmung. Eine schwere Aufgabe, denn bisher konnte keine Verfilmung wirklich überzeugen. Den letzten Versuch wagte Duncan Jones mit Warcraft: The Beginning (2016). Bei mir kam er damit gar nicht so schlecht davon, insgesamt schnitt der Film allerdings eher schlecht ab. Nun hat sich Justin Kurzel die erfolgreiche Assassin’s Creed Reihe vorgeknöpft und in einen Film verwandelt. Die Vorzeichen standen mit der Verpflichtung von Michael Fassbender und Marion Cotillard in den Hauptrollen gut. Doch dann kamen die Kritiken und stellten dem Film ein vernichtendes Urteil aus. Ein Score von 17% bei Rottentomatoes sowie 36% bei Metacritic ist mehr als deutlich. Auch die Zuschauer bewerten den Film nur zu 48% positiv, während es bei Warcraft ganze 71% sind. Und doch bin ich der Meinung, dass das dem Film nicht ganz gerecht wird.

Die ausgewählte Handlung ist für einen Kinofilm gut geeignet, denn der Zuschauer wird langsam in die Geschichte und den uralten Konflikt zwischen Assassinen und Templern eingeführt. Kurzel geht das relativ behutsam an und sollte so auch die Zuschauer abholen, die die Spiele nicht kennen. Die Änderungen an der Story gegenüber dem Videospiel finde ich durch die Bank sinnvoll. Die Abstergo Einrichtung, in der ein Großteil des Films spielt, ist ein wenig anders aufgebaut und bietet so deutlich mehr Potential für eine Revolte. Die Umsetzung des Animus, der Maschine die es ermöglicht Erinnerungen der Vorfahren zu durchleben, ist einfach nur fantastisch und dem Videospiel weit überlegen. Auch das Ende des Films finde ich gut gelungen und sauber. Dem gegenüber stehen allerdings auch ein paar Defizite. An einigen Stellen überschlägt sich die Story geradezu und könnte Zuschauer abhängen, die nicht mit der Thematik vertraut sind. Kurzel nimmt sich irgendwann keine Zeit mehr, um die Ereignisse richtig zu erklären. Die Charakterentwicklung von Cal ist zudem nicht glaubwürdig, die von Sofia überzeugt dafür umso mehr.

Wie bereits angesprochen ist Assassin’s Creed sehr hochkarätig besetzt. Michael Fassbender spielt den Assassinen-Nachfahren Callum Lynch gewohnt gut, bleibt aber unter seinen Möglichkeiten. Zu seiner Verteidigung muss ich jedoch sagen, dass die Rolle nicht so viel hergegeben hat. Marion Cotillard hat mir dagegen sogar einen Tick besser gefallen. Sie verleiht der ambitionierten Wissenschaftlerin Sofia noch eine menschliche Komponente und weckte so meine Sympathien. Auch Jeremy Irons, den ich immer gerne sehe, liefert eine gute aber nicht überragende Leistung ab. Er spielt den Chef der Abstergo Einrichtung und Vater von Sofia. Im Gegensatz zu ihr schreckt er aber vor nichts zurück, um seine Ziele zu erreichen. Das bietet Konfliktpotential zwischen Vater und Tochter. Insgesamt ist der Cast überzeugend, aber nicht so stark wie ich es bei den Namen vermutet hätte.

Wie die Trailer vorab schon angedeutet haben, ist der Film visuell sehr gelungen und bleibt nah an der Vorlage. Die Ausflüge in die Zeit der spanischen Inquisition sehen hervorragend aus und sind mit unheimlich viel Liebe zum Detail gestaltet. Zudem sind auch die Parkour-Verfolgungsjagden über die Dächer sehr spektakulär anzusehen. Beim Dreh versuchte Kurzel möglichst viel mit richtigen Stunts zu arbeiten, um die Szenen so realistisch wie möglich aussehen zu lassen. Das ist ihm gelungen. Auch die Gestaltung der verschiedenen Sets weiß zu gefallen. Die Abstergo Einrichtung ist architektonisch eine Kombination aus sehr alten Mauern und modernen Elementen. So steht sie auch für die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Viele Kritiker bemängeln, dass der Film zu wenig in der Vergangenheit spielt. Ich fand das Verhältnis eigentlich in Ordnung, weil die Geschichte in der Gegenwart im Vordergrund steht. Im Videospiel lag der Fokus deutlich auf der Geschichte in der Vergangenheit, weshalb sich der Großteil des Geschehens auch dort abspielte. Gegen ein wenig mehr Zeit im 15. Jahrhundert hätte ich aber dennoch nichts einzuwenden gehabt.

Insgesamt hat mich der Film gut unterhalten, auch wenn er seine Schwächen hat. Kenner der Spiele werden wahrscheinlich mehr Spaß haben als die Zuschauer ohne Vorkenntnisse, ein häufiges Problem von Videospiel Verfilmungen. Vielleicht habe ich den Film auch deswegen genossen und als nicht so schlecht empfunden. Trotzdem finde ich es schade und auch etwas unverdient, dass der Film am Box Office so untergegangen ist. Dem hohen Budget von 125 Mio US-$ steht lediglich ein Einspielergebnis von 240 Mio US-$ gegenüber, ein Verlustgeschäft für Fox. Dabei kann ich nur mutmaßen woran das gelegen hat. Die negativen Kritiken waren sicherlich ein Aspekt, aber auch die Trailer und das Marketing waren nicht überzeugend. Vielleicht hätte Fox erstmal mit einem bescheideneren Budget starten sollen. Doch auch wenn vielen Kritikern der Film nicht gefallen hat, heißt das nicht, dass sich nichts Positives an Assassin’s Creed finden lässt. Die Stunts wurden großartig inszeniert, visuell weiß der Film durchaus zu beeindrucken, und auch die Darsteller machen einen guten Job. Stellenweise finde ich den Film interessanter und innovativer als so manch ein überflüssiges (aber finanziell erfolgreiches) x-tes Sequel. Eine Fortsetzung ist natürlich aus den genannten Gründen vom Tisch und so warten wir weiterhin auf die erste richtig gute Verfilmung eines Videospiels.

4 von 7 Falken

Phil

Verrückt nach Film und Serien, begeisterter Blu-ray Sammler und immer auf der Jagd nach dem verlorenen Schatz.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.