Fesselnd, mitreißend und unglaublich intensiv. Whiplash ist das preisgekrönte Musikdrama von Regisseur Damien Chazelle mit J.K. Simmons und Miles Teller in den Hauptrollen. Ich habe den dreifachen Oscar Gewinner für euch etwas genauer unter die Lupe genommen.
Phils Highlights
- J.K. Simmons als Terence Fletcher
- Miles Teller als Andrew Neiman
- die hervorragend abgemischte Musik der Studio Band
Worum es geht
Andrew Neiman (Miles Teller) ist ein junger Jazz-Schlagzeuger, der am renomierten Shaffer Conservatory of Music in New York studiert. Sein ehrgeiziges Ziel: Ein weltbekannter Musiker werden, den die Welt niemals vergisst. Um das zu erreichen, versucht er in die Studio Band aufgenommen zu werden, die von Terence Fletcher (J.K. Simmons) geleitet wird. Hier spielen nur die besten des Shaffer. Fletcher ist allerdings für seine zweifelhaften Lehrmethoden bekannt. Durch psychische Gewalt wie Mobbing und Demütigungen will er seine Schüler zu Höchstleistungen anspornen. Andrew lässt sich darauf ein und riskiert alles, um seinen Traum zu verwirklichen.
Phils Kritik
Was habe ich bei der Oscarverleihung 2015 noch gegen Whiplash gewettert. Ich hatte den Film nicht gesehen, aber mit Birdman, The Grand Budapest Hotel und The Imitation Game bereits meine drei Favoriten für die Show. Logisch, dass Whiplash dann am besten leer ausgehen sollte. Aber ich ahnte noch nicht, wie falsch ich damit liegen sollte. Letztendlich habe ich mir Whiplash dann natürlich doch angeschaut und war wie elektrisiert von diesem spannenden Film. Damien Chazelle hat hier mit einem Budget von 3,3 Millionen Dollar einen großartigen Film gemacht, der in erster Linie von seinen überragenden Hauptdarstellern getragen wird. Aber beginnen wir von vorne.
Whiplash ist ein Musikdrama, das auf den gleichnamigen Kurzfilm von Chazelle aus dem Jahr 2013 folgt. Da Chazelle 2013 die finanziellen Mittel zur Realisierung seines Projekts fehlten, entschloss er sich zunächst nur einen Ausschnitt aus dem Drehbuch umzusetzen. Dank des enormen Erfolgs und vieler Auszeichnungen konnte der Regisseur sich jedoch die Finanzierung für das Feature sichern. Schon im 18-minütigen Kurzfilm spielte J.K. Simmons die Rolle des Terence Fletcher. Dabei ist es zum Glück auch geblieben, während Johnny Simmons durch Miles Teller ersetzt wurde. Die Rolle des Terence Fletcher wurde übrigens von Chazelles eigenem Bandleader aus dessen Schulzeit inspiriert, den er noch wesentlich extremer dargestellt hat.
Die Handlung des Films ist eigentlich relativ simpel aufgebaut. Es gibt nur wenige Sub-Plots, die allerdings für die Charakterentwicklung von Andrew wichtig sind. Man kann es sich im Vorfeld schwer vorstellen, aber der Film ist von Beginn an sehr spannend und schafft es, die Spannung bis zum Ende fast ins Unerträgliche zu steigern. Einen erheblichen Anteil daran haben die beiden Hauptdarsteller, die fantastische Arbeit leisten. Miles Teller stellt den zurückhaltenden, extrem zielstrebigen und zeitweise aufbrausenden Andrew zu jeder Zeit glaubwürdig dar, während J.K. Simmons hier wohl die beste Leistung seiner Karriere abliefert. Er spielt den perfiden Fletcher mit so einer Ausdrucksstärke und Glaubwürdigkeit, dass man auch als Zuschauer vor ihm erzittert. Selten hat es mir so viel Vergnügen bereitet, jemandem bei der Schauspielerei zuzuschauen. Völlig zurecht wurde er dafür mit dem Oscar als bester Nebendarsteller geehrt.
Ein weiteres meiner persönlichen Highlights habe ich mir für den Schluss aufbewahrt: die Musik. Bei Andrews Übungsstunden dürfen wir natürlich öfter seinen Künsten am Schlagzeug lauschen, doch gerade bei den Proben oder Auftritten der Studioband kommt so richtig Freude auf. Die hervorragend ausgewählten Jazz Stücke wurden in sehr hoher Qualität abgemischt und sind über die richtigen Lautsprecher ein wahrer Genuss. Jedes Instrument ist sauber rauszuhören und die Schlagzeugsolos wurden besonders gut in Szene gesetzt. Gerade bei den musikalischen Höhepunkten (mehr wird hier nicht verraten) macht es den Wahnsinn des Films nur umso deutlicher. An dieser Stelle kann ich mich bei Craig Mann, Ben Wilkins und Thomas Curley nur entschuldigen. Auch dieser Oscar war mehr als verdient.
Insgesamt ist Regisseur Damien Chazelle mit Whiplash ein wahres Meisterwerk gelungen. Ein unterhaltsamer, aber auch lehrreicher Film, der sich fragt: Wie weit bin ich bereit zu gehen, um meinen Traum zu erfüllen, und welchen Preis zahle ich dafür? Für mich ein Highlight des Jahres 2014 mit herausragenden Darstellern. Dafür gibt es von mir eine absolute Empfehlung und die Höchstpunktzahl. Den “originalen” Kurzfilm findet ihr übrigens in den Extras der Bluray.
2 Gedanken zu „Phil schaut “Whiplash” (2014)“