Simon schaut “Big Hero 6” (2014)

Disneys Animationsfilm Big Hero 6 kam in Deutschland als Baymax – Riesiges Robowabohu in die Kinos. Visuell ansprechende, leichte Unterhaltung mit wenig Substanz. Ein Familienfilm, an dem die Kinder vermutlich etwas mehr Spaß haben als die Erwachsenen.

Simons Highlights

  • Baymax, der “persönliche Gesundheitsbegleiter”
  • San Fransokyo: die wilde Mischung amerikanischer und japanischer Kultur

Worum es geht

Der junge Teenager Hiro lebt mit seinem Bruder Tadashi bei Tante Cass in San Fransokyo. Sein Hobby ist die Teilnahme an illegalen Roboter-Kämpfen. Der ältere Tadashi ist weniger begeistert von der Freizeitbeschäftigung seines jungen Bruders und nimmt Hiro mit zu seiner Universität, wo Tadashi an Gesundheitsroboter Baymax arbeitet. Hiro lernt die Freunde seines Bruders kennen und ist eingenommen von deren Forschung und dem technischen Equipment, mit dem die Studierenden hier arbeiten dürfen. Um aufgenommen werden zu können, muss Hiro eine eindrucksvolle eigene Erfindung präsentieren. Zunächst läuft es wie geplant, doch dann kommt alles ganz, ganz anders…

Simons Kritik

Big Hero 6 basiert laut IMDb lose auf einem Marvel Comic. Zugegeben, es genügt ein Blick auf ein Cover der Comics, um festzustellen, dass der Film eine andere Richtung eingeschlagen hat. Die Storyline von Big Hero 6 kombiniert zwei Formeln, nämlich die klassische Superhelden- und die Disneyformel. Das Endprodukt kann sich sehen lassen und unterhält, lässt mich aber Disneys Kernkompetenzen missen: innovative Charaktere und emotionale Tiefe.

Der in der deutschen Version titelgebende Baymax erfüllt alles, was wir uns von ihm wünschen. Er ist für die Lacher zuständig, ist liebevoll und umsorgend – wie es sich eben für einen guten Gesundheitsbegleiter gehört. Alle Scherze gehen auf das Konto der Luftkugel. Die Klebebandszene, einigen sicherlich aus dem Trailer bekannt, gehört zu meinen Lieblingsszenen des Films. Schade, dass der weiße Ballon so früh in ein Superheldenoutfit gezwängt wird.

Ich habe die Comics nicht gelesen. Wer weiß, vielleicht werden die Charaktere dort anders eingeführt. Eine Filmadaption sollte für sich selbst stehen und nicht voraussetzen, dass man bereits eine Beziehung zu bestimmten Charakteren oder Settings hat. Ich glaube nicht, dass Disney darauf gesetzt hat, zu viel wurde verändert. Umso trauriger, dass die Möglichkeit, sich kreativ auszutoben, nur halbherzig genutzt wurde. Das Problem sind für mich nicht Hiro, Tadashi und Baymax… sondern alle anderen. Insbesondere die Freunde von Tadashi werden regelrecht am Fließband abgefertigt. Im Labor erhalten sie alle eine Minute Rampenlicht, bevor Hiro ihnen im zweiten Akt eine auf der jeweiligen Forschung beruhende Waffen in die Hand drückt. Für mich war das eine zusammengewürfelte Gurkentruppe.

Formeln sind nichts Schlimmes, ganz im Gegenteil! Wir brauchen Formeln, um Genres und Referenzen zu erkennen. Doch in Big Hero 6 ist die Umsetzung so offensichtlich, dass uns eigenständiges Denken vollkommen abgenommen wird. Während uns Frozen oder Pixars Up emotional mitnehmen, oder uns Inside Out zum Mitdenken anregt, präsentiert Disney die Handlung von Big Hero 6 schnörkellos, was sie vorhersehbar macht und emotionale Einbindung einschränkt. Der Film wird dadurch zu einem schönen, einfachen Familienfilm, trifft aber nicht meinen Geschmack des intelligenten, fantasievollen Animationsfilms mit mehreren Ebenen. Die Botschaft des Films ist einfach und eindimensional. Ein offensichtlicher Grund hierfür ist die mangelnde Figurenvielfalt.

Mangelnde Vielfalt kann man dem Film nicht in Bezug auf die lebendigen, bunten Animationen vorwerfen. Besonders die Szenerie San Fransokyos mit ihren vielen Details ist atemberaubend und eine wunderbare Idee. Die Stadt ist der Inbegriff von Globalisierung, eine wilde Mischung aus amerikanischer und japanischer Kultur. Achtet unbedingt auf die uns allen so bekannte Golden Gate Bridge!

Big Hero 6 ist der richtige Film für einen regnerischen Frühlingssonntag mit der Familie, wenn man die Disneyklassiker schon alle durch hat. Mich hat der Film emotional nicht gepackt. Die Botschaft wird geradlinig vermittelt. In Kombination mit der Riege schlichter Nebencharaktere ist mir der Film etwas zu oberflächlich. Schön ist er trotzdem. In diesem Sinne: “Ba-ha-lalala!”

4 von 7 Falken

 

Simon

Redakteur Moviefalcon.de, Film-, Kino-, Oscarenthusiast! Wenn nicht gerade unterwegs in einer weit entfernten Galaxis, dann sicherlich mit Mad Max auf der Fury Road oder zu Besuch im Grand Budapest Hotel.

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