Phil schaut “La La Land” (2016)

Regisseur Damien Chazelle nimmt uns erneut mit auf eine musikalische Reise, die diesmal in die Stadt der großen Träume führt. La La Land ist ein Original-Musical mit unheimlich starker Besetzung und ganz viel Herz. Ob Chazelle damit an seinen bisherigen Erfolg anknüpfen kann?

Phils Highlights

  • Emma Stone und Ryan Gosling in den Hauptrollen
  • die Kameraführung von Linus Sandgren und die wundervollen Bilder
  • der Charme von Los Angeles, dem “La La Land”
  • die tollen und vielfältigen Songs von Justin Hurwitz

Worum es geht

Mia (Emma Stone) versucht in Los Angeles ihren Traum zu verwirklichen und Schauspielerin zu werden. Sie besucht unzählige Vorsprechen und hält sich mit einem Job als Barista über Wasser. Sebastian (Ryan Gosling) ist ein leidenschaftlicher Jazzpianist, der von seinem eigenen Jazzclub träumt. Nachdem sich die Wege der beiden mehrfach kreuzen, verlieben sie sich Hals über Kopf ineinander. Doch schon bald stellt die Realität die Beziehung der beiden auf eine harte Probe.

Phils Kritik

Bei Damien Chazelle muss ich zunächst an seinen letzten Film Whiplash (2014) denken, der mich dermaßen umgehauen hat, dass ich die Höchstpunktzahl vergeben habe. Dementsprechend gespannt war ich auf sein nächstes Projekt, dass wieder eine musikalische Richtung einschlägt. Und nicht nur das, diesmal beschert er uns ein waschechtes Musical, das an den Charme vergangener Klassiker anknüpfen soll. Der erste Trailer sprühte bereits vor Magie und Lebensfreude, ließ aber auch die Erwartungen in die Höhe schießen. Das haben 7 Golden Globes (Rekord!) und Scores von 92% bei Metacritics und 93% bei Rottentomatoes nicht besser gemacht. Nach langer Vorfreude habe ich also die erste Gelegenheit genutzt und bin ins Kino gestürmt.

Es gibt so viele Dinge an diesem Film, die mich begeistert haben, dass ich gar nicht weiß, wo ich eigentlich anfangen soll. Vielleicht bei den beiden wunderbaren Hauptdarstellern Emma Stone und Ryan Gosling, die fantastische Performances zeigen. Stone hat mich sogar noch ein bisschen mehr begeistert, das mag aber auch an den Möglichkeiten ihrer Rolle gelegen haben. Mindestens genauso wichtig ist aber die Chemie zwischen den beiden, und die stimmt! Sobald die angehende Schauspielerin Mia und der Jazzpianist Sebastian aufeinander treffen, sprühen die Funken. Besser hätte man die Rollen nicht besetzen können. Was für ein Glück, dass nicht wie ursprünglich geplant Miles Teller und Emma Watson verpflichtet wurden. Es wäre ein völlig anderer Film geworden.

Wie schon bei Whiplash legt Chazelle sehr viel Wert auf seine Charaktere. Beide werden einzeln vorgestellt und bekommen ausreichend Zeit, um die Sympathie der Zuschauer zu gewinnen und eine Bindung zu ihnen aufzubauen. Die Charakterentwicklung ist klar und schlüssig, durch die Unterteilung des Films in vier Kapitel auch deutlich zu erkennen. Dabei dürfen wir zunächst mit den beiden Protagonisten in ihren Träumen schwelgen und die Magie von Los Angeles – der “City of Stars” –  genießen, bevor uns die Realität unerbittlich einholt und die Magie zu schwinden scheint: eine Entscheidung, die den Film wirklich großartig macht, mich aber auch leiden ließ. Denn anders als der Trailer es vermuten lässt, ist Chazelles neues Werk auch ein Drama.

Die Musik für La La Land wurde von Chazelles früherem Harvard Kommilitonen Justin Hurwitz geschrieben, der sich an Größen wie Singin’ in the Rain (1952) oder Ein neuer Stern am Himmel (1954) sowie der zentralen Musikrichtung des Films orientiert hat: Jazz. Die Musik hat es in sich! Das musikalische Repertoire reicht von freudig und schmissig, über ruhig und gefühlvoll, bis hin zu traurig und melancholisch. Einige Melodien bekomme ich auch Tage nach dem Kinobesuch noch nicht aus dem Kopf. Dabei ist es keineswegs so, dass den ganzen Film über gesungen wird. Die Lieder verteilen sich lose über den Film, der ansonsten von einem instrumentalen Soundtrack begleitet wird. Dazu gibt es natürlich auch  herzerwärmende Tanzeinlagen, beispielsweise in der Dämmerung neben einer Straßenlaterne. Nostalgie pur!

Eine besondere Erwähnung verdient auch Linus Sandgren für seine hervorragende Arbeit hinter der Kamera. Seine Kamerafahrten sind mir mehrfach positiv aufgefallen und geben einigen Szenen erst den notwendigen Schwung. Gerade die Szene des Songs “Someone in the Crowd” profitiert davon erheblich und reißt den Zuschauer mitten ins Geschehen. Neben den Kamerafahrten hat der Film auch fantastische Bilder zu bieten. Stets haben wir einen wundervollen, fast leuchtenden Himmel, sei es beim Sonnenuntergang oder in der Abenddämmerung. Durch den Kontrast zu den farbenfrohen Kleidern entsteht eine magische Atmosphäre. Doch je mehr Realismus in die Story Einzug hält, desto mehr nimmt auch die Leuchtkraft der Farben ab. Es ist sehr spannend, wie Chazelle mit diesen Elementen spielt.

La La Land ist in vielerlei Hinsicht ein wunderbarer Film geworden, der mich begeistert, belustigt, verblüfft, verzaubert, aber auch traurig gemacht hat. Chazelle würzt seinen Film mit einer kräftigen Prise Realismus, deutlich mehr als ich erwartet hatte. Doch gerade das macht den Film so außergewöhnlich, denn er hebt sich dadurch von all den kitschigen Filmen mit ihren eindimensionalen Charakteren ab. Für meinen Geschmack hätte es zwar etwas mehr Musical und etwas weniger Drama sein dürfen, aber das ist letztendlich subjektives Empfinden. Chazelle hat es geschafft das Genre weiterzuentwickeln, und die Leichtigkeit sowie den Charme der Klassiker mit seinem Realismus auf eine neue Stufe gehoben. Außerdem zeigt er uns, dass der Griff nach den Sternen immer seinen Preis hat, egal wie nah sie zu sein scheinen. La La Land ist sicher kein Film für jeden, für mich aber vielleicht der beste und außergewöhnlichste Film des Jahres 2016.

6.5 von 7 Falken

Phil

Verrückt nach Film und Serien, begeisterter Blu-ray Sammler und immer auf der Jagd nach dem verlorenen Schatz.

5 Gedanken zu „Phil schaut “La La Land” (2016)“

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