Ein Kochfilm irgendwo zwischen Drama und Komödie, der trotz eines sternewürdigen Ensembles nicht wirklich der Burner ist.
Simons Highlights
- die Nahaufnahmen vom wirklich sehr gut aussehenden Essen
- meine Kinobegleitung aus Frankreich
Worum es geht
Adam Jones (Bradley Cooper) war Chefkoch in Paris, bevor er wegen seiner exzessiven Lebensweise ausschied. Er ist Diva und Tyrann am Arbeitsplatz. Zwei Jahre später startet er einen zweiten Anlauf. Er will den dritten Michelin Stern und braucht dazu Hilfe von seinem Freund Tony (Daniel Brühl), bzw. dessen Küche in London. Tony ist sich unsicher, aber er riskiert. Jones stellt sein Team zusammen, für das er Köchin Helene (Sienna Miller) gewinnen möchte. Von Adam ist Helene zunächst nicht begeistert, aber der Rausch der Sterne zieht sie in den Bann.
Simons Kritik
Ich war mit einigen Freundinnen in Östersund unterwegs, wir kamen am Kino vorbei, und dort hing das Plakat mit dem prominent platzierten Cooper im Fenster. Die anderen waren Feuer und Flamme. Ich hatte einige Kritiken gelesen und war etwas voreingenommen. Na gut, geben wir ihm eine Chance (Originalversion mit schwedischen Untertiteln)! Es wurde ein schöner Abend, aber das lag weniger am Streifen. Burnt von Regisseur John Wells ist einer der Filme, die nebenbei am Sonntagabend im Wohnzimmer laufen, wenn alle Familienmitglieder letzte Vorbereitungen für die kommende Woche treffen, nichts Besseres läuft, keiner Bock auf Tatort hat und Mutter, Schwester und homosexueller bester Freund Bradley Cooper mögen.
Der Originaltitel lädt zu schlechten Wortspielen ein, Entschuldigung dafür. Der deutsche Titel klingt in meinen Ohren zwar auch nicht wirklich gut, schmeichelt dem Inhalt aber eher als „Burnt“. Bradley Cooper als Adam Jones wird zum Löwen in der Küche. Er nutzt seine körperliche Präsenz: Er schreit sein Personal an, er wirft mit Pfannen herum. Respekt- und distanzlos packt er Helene forsch am Arm. In der Küche ist er im Rausch. Das klingt nach einer starken Performance. Ich meine, wir reden hier von Bradley Cooper, der in den letzten drei aufeinanderfolgenden Jahren Oscarnominierungen eingesackt hat (Best Actor für Silver Linings Playbook, 2012, Best Supporting Actor für American Hustle, 2013, und Best Actor für American Sniper, 2014)! Was soll ich sagen… es liegt nicht an ihm.
Man höre und staune: Neben Cooper, Brühl und Miller spielen Omar Sy (Ziemlich beste Freunde, 2011), Shootingstar Alicia Vikander (A Royal Affair, 2012; Ex Machina, 2015; The Danish Girl, 2015), Uma Thurman (Gattaca, 1997; Kill Bill, 2003), und Emma Thompson (zwei Oscars, drei Nominierungen). Aber Vikanders und Thurmans Charaktere sind eindimensionale Nebenrollen, Thompson spielt eine seriöse Variante von Prof. Trelawney. Sie geben nicht viel her. Viel Potential, aber dem Film ging es scheinbar nur um die Zugkraft der Namen. Einzig die Beziehung zwischen den guten Freunden Adam und Tony ist halbwegs interessant, davon hätte ich gerne noch etwas mehr gesehen. An Brühls Akzent gewöhnt man sich schnell. Aber auch Adams Charakterentwicklung in der letzten halben Stunde hat mich nicht abgeholt, wenn Cooper auch alles gibt.
Der Film ist sehr steril. Das symmetrisch feinsäuberlich angerichtete Essen auf den weißen Tellern in den weißen Restaurants mit den weißen Wänden spiegelt die wenige Abwechslung im Film. Einige bunte Farbtupfer auf der unberührten Leinwand. Alleine wenn man bedenkt was London alles hergegeben hätte! Die Stadt spürt man zu keinem Zeitpunkt. Der Film hätte in jeder x-beliebigen Stadt spielen können. Für mich gab es nur einen Überraschungsmoment. Man boxt sich kurzfristig von dem Vorhersagbaren frei, um blitzschnell wieder aufzugeben und auf Altbewährtes zurückzugreifen. Das Drehbuch ist einfach nicht mutig.
Aber trotzdem tut der Film niemandem weh. Es ist schön, so viele bekannte Gesichter zu sehen. Und das Essen sieht wirklich gut aus. Außerdem hat Cooper eine niedliche Szene mit Helenes Tochter (und einer Torte). Bradley Cooper-Fans kommen auf ihre Kosten. Ich habe noch keinen Zugang zu Kochfilmen gefunden. Aber es ist sicher keine gute Idee, hungrig ins Kino zu gehen, wenn es Burnt oder Im Rausch der Sterne werden soll.
Mein persönliches Highlight: Eine meiner Begleiterinnen an dem Abend im Kino ist Französin, und im Film wird etwas Französisch gesprochen. Während meine Schulkenntnisse nicht ausreichten, um alles zu verstehen, lachte sie plötzlich während einer von Coopers Passagen. Ich fragte, was der Witz gewesen sei. Die Antwort: „Da war kein Witz. Sein amerikanischer Akzent ist einfach so süß.“