Dies ist ein Review der sechsten und allerletzen Folge der achten und finalen Staffel der HBO-Erfolgsserie Game of Thrones (2019). Spoilerwarnung! Simon diskutiert im Folgenden Handlung, Charaktere, Hochzeiten, Tode, … eben alles, was zu Game of Thrones dazu gehört. Wenn Du Der Eiserne Thron (The Iron Throne) noch nicht gesehen hast, dann raten wir vom Weiterlesen ab.
Was passiert in Westeros?
Jon und Tyrion ist das Massaker, das Daenerys an King’s Landing begangen hat, unbegreiflich. Während Jon mit Grauer Wurm aneinandergerät, als Letzterer gefangen genommene Lannister-Soldaten hinrichtet, findet Tyrion tief unter der Burg seine toten Geschwister im Geröll.
Während ihrer Siegesrede wird deutlich, dass für Daenerys der Krieg noch immer nicht vorbei ist. Sie wirft Tyrion Verrat vor, da er seinen Bruder befreit habe. Er wirft ihr das Massaker an King’s Landing vor und tritt als ihre Hand zurück. Daenerys lässt ihn einsperren. Tyrion versucht Jon davon zu überzeugen, dass Daenerys zu weit gegangen und ein Ende nicht in Sicht ist. Jon stellt Daenerys vorm Eisernen Thron zur Rede. Sie ist weiterhin fest davon überzeugt, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Gegenpositionen haben Unrecht. Die beiden küssen sich ein letztes Mal, bevor Jon ihr einen Dolch ins Herz stößt. Drogon erscheint, schmilzt den Eisernen Thron und fliegt mit Daenerys Leichnam davon.
Die verbliebenen Lords und Ladys von Westeros treffen zusammen, um über die Zukunft zu entscheiden. Tyrion schlägt schließlich Bran Stark als König vor und außerdem, dass die Könige von Westeros zukünftig von einer solchen Versammlung gewählt werden und nicht mehr deren Abstammung entscheidet. Die Anwesenden stimmen zu. Nur Sansa Stark verkündet die Unabhängigkeit des Nordens von Westeros. Sie wird in der Folge Königin des Nordens. Bran entscheidet, dass Tyrion zur Strafe für seine Verbrechen von nun an als seine Hand dienen solle. Dem Rat des Königs gehören in Zukunft auch Davos, Brienne, Sam und Bronn an. Jon muss sich für den Mord an Daenerys erneut der Nachtwache anschließen. Arya bricht mit einem Schiff auf, um die unbekannten Lande westlich von Westeros zu bereisen. In der letzten Einstellung der Serie begleitet Jon die Wildlinge zurück hinter die Mauer…
Was Simon (nicht) gefallen hat
Es fällt mir unheimlich schwer, für dieses Review bei dieser einen, letzten Folge zu bleiben, wo ich doch nun alles kenne. Bevor ich am Ende dieses Beitrages ein paar erste allgemeine Gedanken zum Ende von Game of Thrones niederschreibe, versuche ich mich an einer isolierten Kritik der Folge, wie es an dieser Stelle unsere Tradition ist.
Die Folge fängt das Grauen der fünften Folge sehr gut auf. Wir sind blitzschnell wieder an Bord, wissen, worum es geht. Die Figuren werden ein letztes Mal positioniert, dann geht es ganz schnell…
Daenerys hält eine flammende Rede, bei der es mir kalt den Rücken herunterlief. Blitzschnell fürchtet man um weitere seiner Lieblingsfiguren, wenn Sie von der Befreiung bis hoch nach Winterfell redet und ihr Heer ihr zujubelt. Die Einstellung von ihr vor der Treppe und dem die Flügel ausbreitenden, abhebenden Drachen im Hintergrund ist eine hervorragende Inszenierung der dunklen Macht, die sie nun umgibt. Dass ihre Entwicklung zu diesem Punkt in den letzten zwei Staffeln nicht deutlich genug geworden ist, dafür kann Folge 6 recht wenig. Wer dafür auch wenig kann ist Emilia Clarke selbst, die ich an dieser Stelle ausdrücklich loben möchte. Ungeachtet des Weges ihrer Figur hat die Schauspielerin alles gegeben, so auch in dieser letzten Folge.
Meine Lieblingsszene der Folge ist auf jeden Fall der Tod von Daenerys. Sie legt Jon gegenüber noch einmal die Karten auf den Tisch, als Jon sie konfrontiert. Er muss sich entscheiden. Die Szene wird nicht künstlich in die Länge gezogen, die Inszenierung bleibt verhältnismäßig schlicht und damit nah an den zwei Figuren. Ich fühle mit Kit Haringtons Jon, den es innerlich zerreißen muss.
Und dann kommt Drogon. Dass er den Thron einschmilzt und damit – je nach Interpretation – das Streben nach Macht für den Tod seiner Mutter verantwortlich macht, ist ein hervorragender Schlusspunkt für das Spiel um den Thron: In diesem Spiel gibt es keine Sieger, nur Verlierer.
Ein Rat entscheidet, wie es nun mit Westeros weitergehen soll: Die Szene hat für meinen Geschmack einige alberne Zeilen zu viel und dafür etwas zu wenig Diskussion. Wie schon unter anderem von Phil zur fünften Folge angemerkt, hätte es auch an dieser Stelle der Gesamtstaffel gut getan, sich noch etwas mehr Zeit zu nehmen. Mit dem Ergebnis bin ich dennoch zufrieden, denn mit Bran sitzt jemand auf dem Thron, der die Vergangenheit von Westeros verkörpert und aus ihr lernen kann. Dazu am Ende noch ein paar Zeilen mehr.
Simons Lieblingsfigur der Folge
Es muss Tyrion sein. Peter Dinklage zeigt in dieser Folge noch einmal eine emotionale Bandbreite, wie wir sie selten im Fernsehen zu sehen bekommen. Die Trauer über den Tod seiner Engsten, der unterschwellige Zorn, die übergroße Enttäuschung eines zerplatzten Traumes, die Besinnung auf die Aufgabe und der Mut, nach vorne zu gehen und die Dinge anzupacken. Es kann nur Tyrion sein, und ich wünsche Peter Dinklage einen weiteren, letzten Emmy für die Rolle. Drei hat er bereits. Für diese Folge hätte er einen vierten mehr als verdient.
… und wen Simon hinter die Mauer verbannen würde
Ehrlich gesagt stimme ich mit Bran überein: Jon muss hinter die Mauer. Er hat das Richtige getan, aber nach seiner Tat kann er das Land nicht einen. Ich verbanne ihn, damit er ein friedvolles Leben mit den Wildlingen führen kann. Seine erste Liebe hat er jenseits der Mauer gefunden, und auch wenn Feuer durch seine Adern fließt, ist er ein Kind des Nordens. Es war die richtige Entscheidung.
6 von 7 Falken
Das war es. Das war die letzte Folge der letzten Staffel Game of Thrones. Auch wenn diese aktuelle Staffel sicherlich eher gemischt aufgenommen wurde und die Qualität auf der Ebene der Drehbücher etwas abgenommen hat, so darf man nicht vergessen, für wie viele großartige Momente die Serie gesorgt hat. Aus jeder Staffel kann ich ohne Probleme gleich mehrere Höhepunkte benennen, die mir ewig im Gedächtnis bleiben werden, dabei bin ich relativ spät eingestiegen, nämlich erst kurz vor Staffel 6 (2016).
Game of Thrones hat uns einzigartige Charaktere geschenkt und eine Welt und deren Politik aus sehr vielen Perspektiven beleuchtet. Sie war insbesondere am Anfang gleichermaßen komplex wie massentauglich. Die Serie hatte einen Event-Charakter wie wenige Fernsehsendungen heutzutage – von globalem Ausmaß.
In den letzten Wochen habe ich viel darüber nachgedacht, was uns die Serie eigentlich sagen möchte. Ich verweise gerne auf ein hervorragendes Video von Loverboy Media auf Youtube, in dem er darlegt, warum er Game of Thrones liebt: Es ist die Empathie mit den vielschichtigen Figuren, für deren Veränderung sich (zumindest in den ersten sechs Staffeln) so viel Zeit genommen wurde, wie deren Entwicklung eben benötigte. Wenige Figuren hatten jedoch die Chance, aus ihren Fehlern und der Vergangenheit zu lernen. Westeros hat nun diese Chance erhalten. Daenerys und Jon haben das Rad zerbrochen. Tyrion hat den ersten Vorschlag für eine umfassende Veränderung vorgelegt, wie Westeros aus der Vergangenheit lernen kann. Das Wissen um die Vergangenheit erhält die Krone.