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Oscar-Nominierungen 2018

Seit Dienstag wissen wir, wer in diesem Jahr vom Oscar auf dem Nachttisch träumen darf! Andy Serkis und Tiffany Haddish verkündeten die Oscar-Nominierten. Gibt es große Überraschungen? Wurde jemand vergessen? Wir ordnen unsere Gedanken zur Liste.

Die komplette Liste der Oscar-Nominierungen findest Du unten!

Tiffany Haddish hätte sich den einen oder anderen Namen vorab besser angesehen und geübt. Aus Luca wurde Luco, aus Kaluuya Kuulyä. Sie tat einem schon fast etwas leid, wie sie da auf der sterilen Bühne verzweifelte. Andy Serkis musste sich das Lachen sichtbar verkneifen. Nichtsdestotrotz ist es eine gute Entscheidung, zur Live-Verkündung zurückzukehren. Auch die Einspieler zu den jeweiligen Kategorien haben überwiegend gefallen.

Wie zu erwarten gewesen ist geht The Shape of Water mit den meisten Nominierungen (13) in die Oscar-Nacht. Im letzten Jahr hat der Favoritenstatus, der automatisch mit den meisten Nominierungen einhergeht, La La Land geschadet. Doch um die Chancen der Nominierten in den jeweiligen Kategorien soll es heute zunächst nicht gehen. Konzentrieren wir uns auf das Feld selbst.

Insgesamt gab es wenige große Überraschungen, dennoch lohnt sich ein genauer Blick auf die Liste und einige Kategorien und Nominierte im Speziellen. Die Academy hat in diesem Jahr einiges richtig gemacht. Von weißen, männlichen Oscars kann nur bedingt die Rede sein. Vier der neun Best-Picture-Anwärter drehen sich um weibliche Protagonistinnen, und die vier jeweiligen Schauspielerinnen wurden alle als beste Hauptdarstellerin nominiert. Zum Vergleich: In den letzten drei Jahren war jeweils nur eine nominierte Hauptdarstellerin aus einem Film, der auch um den Oscar für das Best Picture mitkämpfte (nämlich Emma Stone, Brie Larson und Felicity Jones).

Auch die männlichen Hauptdarsteller kommen in vier aus fünf Fällen aus Filmen, die um den Oscar in der Königskategorie mitkämpfen. Das macht das Feld überschaubarer und dichter als in den vergangenen Jahren. Dieses Mal hat man wirklich die Chance, die meisten Filme, die in den großen Kategorien nominiert sind, vor der Oscar-Zeremonie zu schauen – vorausgesetzt, sie erscheinen rechtzeitig in den deutschen Kinos. Die Überraschung in dieser Kategorie ist die Abwesenheit von James Franco (The Disaster Artist). Das erspart der Academy einen Skandal, denn Franco sieht sich derzeit mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert. Denzel Washington ist der glückliche Fünfte und sammelt seine insgesamt neunte Nominierung, seine achte als Schauspieler.

Rachel Morrison (Mudbound) ist die erste (!!) Frau, die jemals für die beste Kameraarbeit nominiert wurde, und mit Greta Gerwig (Lady Bird) wurde die fünfte Frau für den Oscar für die beste Regie nominiert. Die Kategorie Beste Regie darf hervorgehoben werden: Neben Gerwig haben es auch der Afroamerikaner Jordan Peele (Get Out) und der Mexikaner Guillermo del Toro (The Shape of Water) geschafft. So sieht Vielfalt aus! Für Christopher Nolan (Dunkirk) freut man sich selbstverständlich auch. Es ist fast unglaublich, aber Nolan ist 2018 tatsächlich das erste Mal als bester Regisseur für einen Oscar nominiert! Paul Thomas Anderson (Phantom Thread) komplettiert die Gruppe und war vielleicht die größte Überraschung auf der Liste. Ihn hatten sehr, sehr wenige auf dem Zettel. Martin McDonagh für Mitfavorit Three Billboards Outside Ebbing, Missouri kam nicht an Anderson vorbei, ebensowenig wie Spielberg und Guadagnino, denen man eher Chancen eingeräumt hatte.

Phantom Thread hatte einen sehr guten Dienstag! Neben Paul Thomas Anderson darf sich auch Lesley Manville über eine überraschende Nominierung freuen, ihre erste. In der Kategorie Beste Nebendarstellerin konnte Manville Holly Hunter verdrängen. The Big Sick bleibt damit nur eine einzige Nominierung, nämlich für das Originaldrehbuch.

Dass Wonder Woman keine Nominierung einsammeln konnte, das war mehr oder weniger zu erwarten. Hätte der Superheldinnenfilm es als erster seines Genres doch in die Bester-Film-Kategorie geschafft, dann wäre der Aufschrei vermutlich groß gewesen, und ehrlich gesagt nicht unberechtigt. Es wäre die Frage aufgekommen, ob Wonder Woman wirklich besser war als die Superheldenfilme der Vergangenheit, oder ob es ein politisches Votum war. Die Academy hat einen anderen, ehrlicheren Weg gewählt: Im Jahr 2017 gab es nicht nur eine, sondern viele Wonder Women, und das spiegelt die Liste der Nominierten!

Diese Oscars sind dennoch ein Meilenstein für das Superheldengenre: Das erste Mal hat es ein Superheldenfilm, nämlich Logan, in eine der Drehbuch-Kategorien geschafft! Wieder fällt eine Hürde. Einmal mehr beweist die Academy, dass sie nicht so Blockbuster-feindlich ist, wie ihr häufig nachgesagt wird.

Auch andere Qualitätsblockbuster (von denen es in 2017 insgesamt zu wenige gab) konnten Nominierungen in technischen Kategorien einsammeln. Mit Dunkirk kämpft ein teurer Studiofilm sogar ganz oben mit. Besonders freuen wir uns natürlich über Baby Drivers drei Nominierungen, darunter in der in jedem Jahr stark umkämpften Kategorie Bester Filmschnitt. Auch Star Wars: The Last Jedi taucht mehrmals auf der Liste auf, genauso wie Blade Runner 2049. Letztgenannter hatte unter sehr schwachem Boxoffice zu leiden. Die hochverdienten Nominierungen muntern Denis Villeneuve hoffentlich etwas auf.

Phantom Thread und Mudbound haben stärker abgeschnitten als erwartet. Mudbound ist übrigens der erste Netflix-Spielfilm, der oben mitmischt. Call Me By Your Name und The Florida Project waren dafür leider etwas schwach auf der Brust. Auch bei den Oscars ist es weder Armie Hammer noch Michael Stuhlbarg gelungen, in die Kategorie des besten Nebendarstellers einzuziehen. Dafür gelang dies gleich zwei Schauspielern aus Three Billboards, nämlich Woody Harrelson und Sam Rockwell.

Weitere Überraschungen gab es in den Kategorien Bester Song, wo wir gänzlich auf Beauty and the Beast verzichten müssen, und in der Kategorie Beste visuelle Effekte. Kong: Skull Island hat eine Überraschungsnominierung gelandet, und auch Guardians of the Galaxy Vol. 2 war nicht gesetzt.

Leicht irritiert darf man sein, wenn man die Kategorie Bester Animationsfilm unter die Lupe nimmt. The Boss Baby? Ferdinand? Besser als The Lego Batman Movie?! Die Lego-Filme treffen wahrlich nicht den Geschmack der Academy. Nun, immerhin hat es Loving Vincent geschafft.

Zuletzt soll es noch kurz um die besten fremdsprachigen Filme gehen. Natürlich war das die Schlagzeile aller deutschen News-Seiten: Fatih Akins Aus dem Nichts geht leer aus, obwohl der Film mit Diane Kruger zuletzt mehrere Preise einsammeln konnte, darunter Critics’ Choice. Skandal! Nein, eigentlich nicht. Der Film ist international gar nicht so gut bewertet (68% auf Rotten Tomatoes, verrotteter Publikumsscore). Man hätte also darauf kommen können, dass es eine knappe Sache wird. Scheinbar waren andere Kandidaten einfach besser und Diane Krugers Name alleine hat nicht ausgereicht.

Insgesamt ist die Liste der Nominierten äußerst zufriedenstellend. Das Rennen ist noch nicht gelaufen. Viele Kategorien sind weiterhin offen. Alle Anwärter haben im Laufe der Award-Season Schwäche gezeigt, haben zuverlässige Prädiktoren ausgelassen. Wir dürfen uns vorsichtig auf eine spannende Oscarnacht freuen!

Bester Film

Call Me By Your Name
Darkest Hour (Die dunkelste Stunde)
Dunkirk
Get Out
Lady Bird
Phantom Thread (Der seidene Faden)
The Post (Die Verlegerin)
The Shape of Water
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Beste Regie

Guillermo Del Toro (The Shape of Water)
Greta Gerwig (Ladybird)
Christopher Nolan (Dunkirk)
Jordan Peele (Get Out)
Paul Thomas Anderson (Phantom Thread)

Simon

Redakteur Moviefalcon.de, Film-, Kino-, Oscarenthusiast! Wenn nicht gerade unterwegs in einer weit entfernten Galaxis, dann sicherlich mit Mad Max auf der Fury Road oder zu Besuch im Grand Budapest Hotel.

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