Simon schaut “Justice League” (2017)

Auch wenn man sich zwischendurch nicht sicher ist, ob man nun im Kino in einem Superheldenfilm sitzt oder jemandem beim Zocken von DCs neustem Videospiel zuschaut, auch wenn die Geschichte von Justice League ziemlich dünn ist und man den Bösewicht besser schnell wieder vergisst (was vermutlich automatisch passieren wird) – die wichtigste Zutat stimmt: Das Casting der Justice League war ein Volltreffer. Ich möchte wissen, wie es weitergeht. Aber bitte, DC und WB, bitte in einem guten Film. Die Gerechtigkeitsliga hat es verdient!

Simons Highlights

  • Gal Gadot als Wonder Woman ist einmal mehr der Star des DCEU
  • das Verhältnis zwischen Wonder Woman und Batman
  • die Szenen auf Themyscira: Amazonen vs. Steppenwolf!

Worum es geht

Superman ist tot, die Erde ist verwundbarer geworden. Der Schurke Steppenwolf sieht seine Zeit gekommen und kehrt mit einer Armee aus Paradämonen zur Erde zurück, um sie mit Hilfe der sogenannten Mutterboxen zu erobern. Es ist Steppenwolfs zweiter Versuch, die Erde zu unterwerfen. Vor tausenden Jahren scheiterte er jedoch gegen eine Allianz verschiedenster Völker (und Götter). Damals wurde eine Mutterbox den Amazonen, eine den Atlantern und eine den Menschen anvertraut. Nacheinander versucht Steppenwolf nun, diese Boxen zurückzugewinnen. Bruce Wayne/Batman und Diana Prince/Wonder Woman suchen Verbündete, um Steppenwolf aufzuhalten, und rekrutieren Barry Allen/The Flash, Arthur Curry/Aquaman und Victor Stone/Cyborg. Als Gerechtigkeitsliga stellen sie sich gemeinsam Steppenwolf. Doch Superman kann man schlecht ersetzen…

Simons Kritik

Das DC Extended Universe (DCEU) hatte ein schwieriges Jahr 2016. Batman v Superman: Dawn of Justice und Suicide Squad erhielten schlechte Kritiken und spielten nicht so viel Geld an den Kinokassen ein, wie man sich bei DC und Warner Bros. vermutlich vorgestellt hatte. Wonder Woman (2017) war hingegen ein großer Erfolg für das DCEU. Der Film von Patty Jankins ist nun nicht bloß der erfolgreichste Film einer weiblichen Regisseurin, sondern inzwischen die erfolgreichste Superhelden-Originstory überhaupt. Nun verabschiedete sich das DCEU mit Justice League aus 2017, einem schlechten Film über eine ziemlich coole Gruppe von Superhelden, dem es trotz einer Vielzahl von Problemen gelingt, Lust auf mehr Gerechtigkeitsliga zu machen.

Wenn wir ganz ehrlich sind, dann standen die Zeichen für Justice League bereits seit Monaten eher schlecht. Der Film ist ein Spiegelbild für die Probleme während der Produktion. Zack Snyder verließ das Projekt aufgrund einer Tragödie in seinem engsten Familienkreis, Joss Whedon übernahm. Es folgten außergewöhnlich lange Nachdrehs. Gerüchte über einen deutlich längeren Schnitt des Films kursieren.

Vermutlich liegen hier einige Probleme des Films begründet. Der Kern der Geschichte selbst ist nicht wirklich komplex (und ehrlich gesagt auch nicht wirklich gut…), doch die Notwendigkeit, gleich drei neue Superhelden einführen zu müssen, resultiert in müden Lösungen einiger Handlungsstränge (#Superman!). Ich kann mir vorstellen, dass in Postproduction unter Whedon entschieden wurde, die Geschichte schneller voran zu bringen, weil Snyders Cut einfach zu lang war.

Es war keine gute Entscheidung, die Hälfte der Justice League in diesem einen Film erstmalig zu präsentieren. Mehr Solofilme hätten zur Vorbereitung und Charakterisierung der Mitglieder der Gerechtigkeitsliga genutzt werden können. In Anbetracht der Umstände hat Justice League hier Schadensbegrenzung betrieben und vielleicht das Beste herausgeholt. Insbesondere The Flash (Ezra Miller) und Cyborg (Ray Fisher) haben emotionale Hintergrundgeschichten bekommen, die für mich funktioniert haben. Nur blieb so noch weniger Zeit für den eigentlichen Konflikt des Films.

Die visuellen Effekte in Justice League sind nicht alle ausgegoren. Ich verstehe nicht, warum jeder DCEU-Film in einem CGI-Gewitter enden muss. Wie schon in Batman vs Superman: Dawn of Justice und in Ansätzen in Wonder Woman ist am Ende von Justice League nichts mehr echt, sondern alles computeranimiert. Gut sieht das nicht aus. Insbesondere der Bösewicht Steppenwolf ist eine herbe Enttäuschung – in doppelter Hinsicht. Erstens hätte er optisch ohne Weiteres einem x-beliebigen Fantasy-Videospiel entstammen können, und zweitens erfährt man über seine Motivation, warum er die Erde erobern will, tatsächlich weniger als über Flashs Dad!

Dennoch würde ich den Film nicht ausschließlich als Fehler einschätzen. Der Hauptgrund dafür liegt im Casting der Justice League selbst und den Beziehungen zwischen den Figuren. In dieser Hinsicht wird der Film seinem Titel gerecht: Der Fokus liegt auf der Gerechtigkeitsliga, während Steppenwolf leicht zu vergessen ist (und hoffentlich in Zukunft so selten wie möglich Erwähnung findet, zu unser aller Wohl). Das Team der Superhelden macht Spaß und hat einen deutlich besseren Film verdient. Justice League ist nicht so düster wie vergangene DCEU-Produktionen, sondern vermutlich der lustigste Film bisher. Wie fast immer landen dabei manche Sprüche besser als andere.

Insbesondere Gal Gadot als Wonder Woman möchte ich einmal mehr hervorheben. Sie fungiert als moralischer Kompass und Mutterfigur des Teams und geht in dieser Rolle auf. Ihr Verhältnis zu Ben Afflecks störrischen, strategischen und durchaus selbstironischen Batman ist für mich das Herzstück des Films. Auch „Batfleck“ gefällt mir das erste Mal sehr und ich hoffe, er bleibt dem DCEU noch eine Weile erhalten.

In einer der besten Szenen des Films haben die Schwestern von Wonder Woman einen großartigen Auftritt: Steppenwolf erscheint, um die Mutterbox der Amazonen zu stehlen. Der Kampf zwischen Steppenwolf, seinen Paradämonen und den Kämpferinnen unter Führung von Königin Hippolyta (Connie Nielsen) ist mitreißend inszeniert. Man spürt, dass hier etwas auf dem Spiel steht – etwas, das mir zuletzt beispielsweise bei Thor: Ragnarok gefehlt hat.

Das Gesamtpaket überzeugt nicht, aber trotzdem hatte ich einen guten Abend und Spaß an Wonder Woman und ihren männlichen Mitarbeitern. Muss ich Justice League erneut sehen? Sicherlich nicht, aber ich hätte nichts gegen eine Fortsetzung. Vielleicht hätte es Justice League gutgetan, wenn die Veröffentlichung verschoben worden wäre. Andererseits hat der Film auch so schon Schwierigkeiten, das in die Höhe geschossene Budget einzuspielen. Wenn der nächste Film nicht sitzt, dann fürchte ich, dass Warner Bros. einen Schlussstrich ziehen wird. Auf uns und die DC-Helden wartet dann vermutlich ein Reboot. Außer auf Wonder Woman. Sie bekommt ihren zweiten Soloauftritt, komme was wolle!

3.5 von 7 Falken

Simon

Redakteur Moviefalcon.de, Film-, Kino-, Oscarenthusiast! Wenn nicht gerade unterwegs in einer weit entfernten Galaxis, dann sicherlich mit Mad Max auf der Fury Road oder zu Besuch im Grand Budapest Hotel.

2 Gedanken zu „Simon schaut “Justice League” (2017)“

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