Phil schaut “Snowden” (2016)

Endlich wieder Zeit für Kino: Snowden läutete für mich die Herbstsaison ein und legte gleich ordentlich vor. Der Film von Regisseur Oliver Stone hat mich positiv überrascht und zum Nachdenken gebracht.

Phils Highlights

  • der Erzählstil mit zahlreichen Rückblenden
  • die ruhige Art des Films
  • die Verwendung von echtem TV Material aus 2013

Worum es geht

Der Film erzählt die wahre Geschichte von Whistleblower Edward Snowden (Joseph Gordon-Levitt), der die umfangreiche Spionage des weltweiten Internetverkehrs durch die amerikanischen und britischen Geheimdienste an die Öffentlichkeit brachte. Als Mitarbeiter der CIA und der NSA hatte er Zugriff auf zahlreiche geheime Dokumente, die er 2013 in Hongkong an Journalisten des britischen Guardian übergab. Damit löste er die globale Überwachungs- und Spionageaffäre aus, die die Welt erschütterte und zu einer Anspannung der internationalen Beziehungen führte.

Phils Kritik

Was waren das für spannende Zeiten als Edward Snowden 2013 die umfangreiche Überwachung der Geheimdienste aufdeckte. Nach der Veröffentlichung zahlreicher Dokumente durch den Guardian und die Washington Post musste er aus Hongkong fliehen, um einer Auslieferung an die USA zu entgehen. In den Medien konnte man die Flucht damals überall verfolgen. Sie endete schließlich vorzeitig in Russland, wo sich Snowden auch heute noch aufhält. Regisseur Oliver Stone verpackt diese Geschichte nun in einen Film, der uns einerseits die Ereignisse in Hongkong näher bringt, aber auch Einblicke in Snowdens “altes” Leben gibt und seine Motivation beleuchtet.

Snowden kann mit einigen durchaus bekannten Schauspielern aufwarten. Joseph Gordon-Levitt übernimmt die Rolle des Ed Snowden und stellt diesen hervorragend dar. Den überaus intelligenten Geheimdienstmitarbeiter, der sich zusehends unwohl bei seiner Arbeit fühlt, nimmt man ihm zu jedem Zeitpunkt ab. Um die Rolle möglichst realistisch darzustellen, flog er sogar gemeinsam mit Oliver Stone nach Russland, um Snowden zu besuchen. Zudem spendete er seine komplette Gage an Datenschützer. Die Freundin von Edward Snowden, Lindsey Mills, wird von Shailene Woodley gespielt. Auch sie macht als naive Lebensgefährtin eine gute Figur. Mills möchte am liebsten ein ganz normales Leben mit ihrem Ed führen. Zudem darf ihr Freund nicht mit ihr über seine Arbeit sprechen, worunter sie mehr und mehr leidet. Weiterhin zu erwähnen sind Zachary Quinto als Journalist Glenn Greenwald sowie Melissa Leo als Laura Poitras, welche die oscarprämierte Snowden Dokumentation Citizenfour (2015) gedreht hat.

Der Film beginnt in Hongkong, wo Snowden zum ersten mal persönlich auf die Journalisten Glenn Greenwald und Ewan McAskill sowie die Dokumentarfilmregisseurin Laura Poitras trifft. In einem Hotelzimmer arbeiten sie gemeinsam an einer Strategie, um die entwendeten Daten zu veröffentlichen. Zu jeder Geschichte gibt es Flashbacks, die zeigen, was damals wirklich geschehen ist, als Snowden zum ersten Mal mit den jeweiligen Informationen in Berührung gekommen ist. Der Zuschauer bekommt so einen guten Eindruck von dem Leben, das Edward Snowden vor der Veröffentlichung der Daten geführt hat, und was er eigentlich aufgegeben hat. Außerdem wird so Stück für Stück seine Motivation für den Diebstahl der Daten herausgearbeitet.

Der Einleitungstext des Films weist darauf hin, dass es sich um eine dramatisierte Version der Geschichte handelt. Zusammen mit dem recht spektakulären und spannungsgeladenen Trailer hatte ich schon befürchtet, dass man aus der Geschichte eine Art Actionfilm macht. Das hat sich zum Glück nicht bewahrheitet. Snowden konzentriert sich auf das Wesentliche und erzählt vor allem eine sehr persönliche Geschichte. Für mich wurden Snowdens Erlebnisse sehr authentisch interpretiert. An kaum einer Stelle hatte ich den Eindruck, dass zu dick aufgetragen wurde. Das Hotel in Hongkong ist sehr realitätsnah dargestellt, Zimmer und Gang sehen exakt so aus wie in der Dokumentation Citizenfour. Lediglich das Zimmer ist im Film etwas größer, ein bisschen Platz brauchen die Schauspieler schließlich auch zum interagieren. Zudem verwendet Oliver Stone originale Fernsehberichte aus dem Jahr 2013, als die Informationen nach und nach veröffentlicht wurden. Dies lässt zunehmend die Grenze zwischen Film und Realität verschwimmen und wird am Ende auf die Spitze getrieben, denn Edward Snowden kommt noch einmal persönlich zu Wort. Er tritt klammheimlich an die Stelle von Gordon-Levitt – ein höchst interessantes Finale, das vorläufige Ende der Geschichte kennen wir ja ohnehin schon alle.

Doch nicht nur der Film ist sehr spannend, auch die Geschichte um seine Entstehung. Oliver Stone hatte erhebliche Probleme, den Film zu finanzieren, weil kein amerikanisches Filmstudio ihn unterstützen wollte. Und so ist Snowden eigentlich ein deutsch-französischer Film, der zu großen Teilen in Deutschland gedreht wurde. Da wollte sich wohl keine amerikanische Firma auf die Seite von Snowden stellen! Der Film ist nämlich ganz eindeutig Pro-Snowden und argumentiert für sein Verhalten. Für eine andere Position ist in dem Film kein Platz.

Mit dem Film Snowden ist Regisseur Oliver Stone ein unterhaltsamer, aber auch interessanter Film gelungen, eine hervorragende Zusammenfassung all der Ereignisse rund um Snowden und die NSA Affäre, bei der man auch noch das ein oder andere lernen kann. Zudem wurde mit Joseph Gordon-Levitt ein hervorragender Hauptdarsteller verpflichtet, der hier zur Höchstform aufläuft. Insgesamt kann ich den Film nur wärmstens empfehlen, Kritiker von Edward Snowden werden jedoch nicht allzu begeistert sein.

6 von 7 Falken

Phil

Verrückt nach Film und Serien, begeisterter Blu-ray Sammler und immer auf der Jagd nach dem verlorenen Schatz.

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