Simon schaut “Moon” (2009)

Regiedebüt von Duncan Jones, ein Science Fiction Drama, das ausschließlich auf dem titelgebenden Erdtrabanten spielt. Die depressive Atmosphäre des Settings spiegelt den Zustand der Hauptfigur, gut gespielt von Sam Rockwell, doch insgesamt konnte mich der Film nicht überzeugen.

Achtung! Der Trailer enthält Spoiler!

Simons Highlights

  • Sam Rockwell als Sam Bell

Worum es geht

Lunar Industries baut auf dem Mond Helium-3 ab, um die Energieversorgung der Erde zu gewährleisten. Sam Bell arbeitet seit fast drei Jahren alleine mit Roboter Gerty in Sarang Station und darf bald nach Hause. Er hat seinen Vertrag erfüllt und freut sich auf seine Frau und seine kleine Tochter, die auf der Erde auf ihn warten. Doch während eines Routineeinsatzes halluziniert er und verunglückt schwer. In der Station erwacht er zwar ohne Erinnerungen an den Unfall, doch mit dem Gefühl, dass hier etwas nicht stimmt…

Simons Kritik

Gestern Nacht unternahm ich einen kleinen Ausflug zum Mond. Moon steht schon eine Weile auf meiner Liste, denn ich habe in mehreren Zusammenhängen von ihm gehört oder gelesen. Zunächst sei Moon gute Science Fiction mit geringem Budget (nur $5 Millionen). Er wird auch als Beispiel angeführt für Filme, die mit einer reduzierten Anzahl an Darstellern in einer reduzierten Umgebung spielen. Was das angeht hat mich Ex Machina voriges Jahr so begeistert, dass ich mit hohen Erwartungen an Moon herantrat. Und auch Regisseur Duncan Jones ist im Gespräch, schließlich führte er die Regie zum weniger gut rezensierten Warcraft-Film, der dieses Jahr erschien.

Positiv hervorheben möchte ich zunächst einmal die Laufzeit von 97 Minuten. Ein Film muss keine zwei Stunden füllen, wenn seine Geschichte in kürzerer Zeit effektiv und rund erzählt werden kann. Überzeugend ist die Performance von Sam Rockwell als Sam Bell. Er trägt den Film, spielt häufig in die Leere oder gegen einen recht statischen Roboter, gesprochen von Kevin Spacey, und auf engem Raum. Wie auch in den Blockbuster-Produktionen Gravity oder The Martian kommt ein Gefühl der Enge und Unausweichlichkeit auf, allerdings wird in Moon weniger dramatisiert. Die tödliche Umgebung ist in diesem Fall nur an zweiter Stelle direkte Gefahr…

Wer ist der Feind? Nun, das fragt man sich auch – bis zum Twist. Sams Halluzinationen sind von Anfang an etwas unheimlich. Der Film beginnt mysteriöser, als ich es erwartet hatte. Dann geschieht der Unfall und die Geschichte wird auf den Kopf gestellt. Der Twist kommt sehr früh und die Karten liegen schnell auf dem Tisch.

Genau das war mein größtes Problem mit Moon. Man kann sich nach dem Unfall ziemlich schnell denken, worum es hier eigentlich geht. Die Figuren brauchen jedoch eine ganze Weile, um der Sache auf die Schliche zu kommen. Ein Detail nach dem anderen wird aufgedeckt, doch die Zuschauer werden nicht mehr überrascht. Nach dem Twist verliert der Film an Spannung. Darunter leidet auch Rockwells Performance. Er gibt zwar alles, doch Drehbuch und Regie stehen ihm im Weg. Ich konnte mich mit fortschreitender Handlung immer schlechter mit den Figuren identifizieren. Einige Entscheidung waren für mich nicht nachvollziehbar, sondern dienten augenscheinlich bloß dazu, den Film ins Ziel zu bringen. Besonders an Roboter Gerty habe ich mich mehr und mehr gestört. Dessen Programmierer würde ich gerne mal treffen…

Die fortlaufende Handlung ist etwas diffus. Jones versucht, die Spannung durch einen imaginären Countdown aufrecht zu erhalten. Ich war mehr damit beschäftigt, mir zu überlegen, ob man wirklich in zwei Stunden in den Raumanzug hereinschlüpfen und von einem Ende des Mondes ans andere und wieder zurück fahren kann. Der Schluss ist wenig überraschend, wenig tragisch und wenig spektakulär.

Die Retro-Ausstattung hat mich nicht beeindruckt, passte aber sehr gut zur Prämisse. Die Mondaufnahmen erinnern an alte Fotografien aus Schulbüchern. Die Ausstattung der Station ist schlicht gehalten, mit persönlichen Akzenten der Figur, die hier lebt. Die Monotonie und Einsamkeit des Mondes werden aufgegriffen und verbildlicht und spiegeln Sams Seelenzustände.

Moon ist leider kein Ex Machina. Vielmehr lässt mich Moon Ex Machina umso mehr schätzen. Meiner Ansicht nach kann man die zwei Filme sehr gut miteinander vergleichen: Beide sind kleinere Science Fiction Produktionen, deren Regisseure mit ihnen ihr Regiedebüt feierten: Moon ist der erste Feature Film von Duncan Jones, Ex Machina das Erstlingswerk von Alex Garland. Die Regie war jeweils auch am Drehbuch beteiligt. Beide Filme haben ein gewisses Kammerspiel-Flair. Beide behandeln Problem- und Fragestellungen, die nicht das erste Mal im Genre bearbeitet wurden. Ex Machina ist jedoch nicht nur visuell überzeugender, sondern auch stringenter, spannender, dramatischer – auch kritischer als Moon. Den überwiegend positiven Kritiken, die Moon erhalten hat, kann ich mich nicht anschließen.

3 von 7 Falken

Simon

Redakteur Moviefalcon.de, Film-, Kino-, Oscarenthusiast! Wenn nicht gerade unterwegs in einer weit entfernten Galaxis, dann sicherlich mit Mad Max auf der Fury Road oder zu Besuch im Grand Budapest Hotel.

3 Gedanken zu „Simon schaut “Moon” (2009)“

    1. Hey J! 🙂 Dein erster Kommentar bei uns? <3

      Mein größtes Problem mit "Moon" bleibt so oder so bestehen. Sobald ich wusste, worum es eigentlich ging, zerfiel der Spannungsbogen. Meine Begeisterungsfähigkeit für Roboter ist normalerweise ziemlich hoch, aber mit Gerty konnte ich nicht viel anfangen. Weitere Minuspunkte gab es für Drehbuch und seltsamen Countdown. Für mich bleibt nur ein sehr starker Hauptdarsteller - der allerdings unter Drehbuch und Regie litt. Das reicht für mich persönlich nicht für ein "Fresh Rating".

      Aber schön, dass du "Moon" magst. 🙂 It's subjective after all.
      Ganz liebe Grüße,
      Simon

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