Simons “Game of Thrones” Tagebuch: Eintrag 11

Staffel 6 (2016), Folgen 1 bis 5:

Dieser Artikel ist der elfte Teil von Simons GoT-Tagebuch. In diesem Eintrag schreibt er über Folgen 1 bis 5 der sechsten Staffel. Hier gelangst Du zurück zum einleitenden Prolog und weiteren seiner Tagebucheinträge.

Zwischen Staffeln 5 und 6 war ich gezwungen, eine kleine Pause einzulegen. Meine Vorfreude hatte Zeit, sich weiter zu steigern. Mir war schon zu Ohren gekommen, dass diese aktuellste Season sehr gut sei – ich hatte ja keine Ahnung. Diese erste Hälfte ist mit das Beste, was wir bis dato von Game of Thrones sehen durften.

Fangen wir zunächst im Süden an. Eine meiner Lieblingsszenen ist hier die Befreiung der Drachen durch Tyrion. Was für eine bescheuerte Idee! Peter Dinklage kann diese Szene völlig alleine tragen. Nicht nur fiebert man mit ihm mit, die Szene ist auch kunstvoll ausgeleuchtet. Und am Ende kriegen wir noch eine Prise Tyrion-Humor. Perfekt!

Lose Fäden finden zueinander

Außerdem ersuchen Varys und Tyrion Kinvara, der roten Priesterin des Tempels von Volantis, um Unterstützung zur Aufrechterhaltung des innerstädtischen Friedens. Nicht nur lernen wir hier eine zweite Melisandre kennen, Kinvara hilft uns dabei, mehr und mehr Handlungsstränge zu verbinden und Zusammenhänge zu erkennen, die uns vorher verborgen waren. Auch deshalb würde ich den Beginn von Staffel 6 über einige der anderen Staffeln setzen, denn wir spüren stärker als je zuvor, wie die Geschichte voran gebracht wird.

Auch die Geschichte um Daenerys macht hier keine Ausnahme. Sie überwältigt die Khals, indem sie diese in Brand setzt und ein zweites Mal aus den Flammen steigt (Folge 4). Gänsehaut war bei mir auch dieses Mal garantiert. Getoppt wurde der Moment dennoch durch die Verabschiedung von Jorah in Folge 5.

Zwei Handlungsstränge ziehen mich weiterhin nicht mit. Erstens hätten wir da Arya in Braavos. Ihre Trainingseinheiten ermüden mich. Ihr Augenlicht hatte sie schnell zurück. Zumindest Episode 5 gibt mir ein wenig Hoffnung, dass es bald weiter geht, denn Jaqen kündigt ihr an, es gebe nur diese zweite Chance. Auch interessiert mich Dorne weiterhin herzlich wenig. Ellaria und ihre Sandschlangen haben aufgeräumt und nehmen das Zepter in die eigenen Hände. Mehr haben wir nicht gesehen – musste man auch nicht. Danke!

In King’s Landing formiert sich Widerstand gegen den High Sparrow und die religiösen Fanatiker. Doch der beste Moment in der Hauptstadt gehörte Cersei alleine, besser gesagt Lena Headey, in Folge 1. Die Veränderung der Emotionen auf ihrem Gesicht, als Jaime mit Marcellas Leichnam eintrifft, ist phänomenal und unterstreicht, was für eine grandiose Schauspielerin Headey ist.

Der Großteil dieser ersten Halbzeit von Staffel 6 spielt im Norden, und das ist gut so. Sansa und Theon werden von Brienne und Podrick gerettet und haben ihren Moment, ebenso wie Sansa und Brienne. Theon beschließt anschließend, nach Hause zu reiten. Auf den Eiseninseln werden wir Zeugen des Mordes an Balon Greyjoy durch dessen Bruder Euron. Fische gehören ins Wasser! Doch Euron hat ebenso nicht mehr alle Tentakeln beisammen wie sein (deutlich älter aussehender) Bruder. Euron hat sich in den Kopf gesetzt, König der Eiseninseln zu werden und Daenerys zu heiraten. Gute Reden von Theon und seiner Schwester können da nicht mithalten. Eurons Krönungsritual im Wasser und die zeitgleiche Flucht der beiden Greyjoys Theon und Yara/Asha ist mitreißend inszeniert – die erste wirklich hervorragende Szene auf den Eiseninseln, die mich nachhaltig interessiert.

Erschütterter Glaube und neuer Mut

Wir erleben eine andere Melisandre, eine gebrochene, alte Frau, deren Glaube erschüttert ist. Während sie ihre Kette berührt und ablegt, erlischt das Licht im Stein. Ihre Verwandlung ist mein Highlight der ersten Folge. Der Zeitpunkt dieser Offenbarung könnte nicht besser gewählt sein, ist sie zur Zeit verwundbarer denn je. Obwohl sie nicht mehr an sich selbst und ihre Kräfte glaubt, gelingt es ihr, Jon Snow zurück zu holen (Folge 2). Jon! Melisandre hat damit bei mir so einige Sympathiepunkte zurückerlangt. Wir erfahren so viel über sie. Zunächst dachte ich, sie hätte ihre eigene Agenda und würde Stannis benutzen. Doch inzwischen ist klar, dass sie selbst wirklich und wahrhaftig glaubt, was sie in den Flammen sieht. Ihre Agenda kommt von oben. Nur das mit der Interpretation muss sie noch etwas üben! Jon und Stannis sehen sich ja nun nicht wirklich ähnlich.

Es wird spannender und spannender. Sansa hat in den vergangenen fünf Staffeln so einiges mitgemacht, doch ihre Erfahrungen haben sie geformt und zu der starken Person gemacht, die sie nun sein kann. Nach ihrer Rettung durch Theon, Brienne und Podrick ist sie seit Folge 4 mit ihrem Halbbruder Jon wiedervereint. Das erste Mal kommen zwei der seit der ersten Staffel getrennten Stark-Geschwister wieder zusammen. Ein emotionaler Moment, aber nur der Auftakt. Sansa will Winterfell zurück, und mit Brienne, Jon und den Wildlingen im Rücken stehen die Karten gar nicht so schlecht. Sie bietet Bealish die Stirn. Sansa ist so stark geworden. Nun, fünf Staffeln gaben ihr genügend Zeit.

In Winterfell wird Ramsay zum neuen Joffrey. Er hat schon so einige Zähler auf seinem Konto. Zunächst tötete er seinen Vater, dann seinen jungen Bruder und dessen Mutter. Er hat Rickon Stark in Gefangenschaft, doch am schlimmsten ist: Er ermordet Osha. Ich hatte so gehofft, sie würde eines Tages nochmal auf Bran treffen, den sie mit ihrem Leben beschützte. Ich mochte sie so sehr! Zwei weitere Schattenwölfe mussten in dieser Staffel auch dran glauben. Die Welt ist unfair.

Hold the Door

Unangefochtener Höhepunkt dieser starken ersten Halbzeit ist Brans Storyline in Folge 5. Mir rannen Tränen übers Gesicht, als sich der alte Hodor gegen die Tür stemmte und der junge Hodor zusammenbrach und immer und immer wieder diesen einen Satz rief. Vergangenheit und Gegenwart werden vermischt, Game of Thrones stößt eine neue Tür auf. Die Inszenierung mit der Actionszene in der Höhle zur gleichen Zeit ist atemberaubend. Fast alle Freunde Brans werden vom Nachtkönig, den Untoten oder Weißen Wanderern getötet. Wie soll es hiervon ein Entkommen geben? Und Hodor… Mir fehlen die Worte. Wer hätte damit gerechnet, seit Hodor in Staffel 1 eingeführt wurde? George R. R. Martin und die Macher hinter Game of Thrones haben sich selbst übertroffen.

Meine Lieblingscharaktere

Selten fiel es mir so schwer, mich zu entscheiden. Tyrion befreit die Drachen, Jon kommt zurück, Sansa zeigt Stärke, Theon (ja, der Theon, den ich vor einigen Staffeln tot sehen wollte!) hat seine Momente, Hodor hat den einen Moment der Staffelhalbzeit, und Melisandre… ist Melisandre. Ich musste mich entscheiden. Auf Platz eins setze ich Jon (Kit Harington), eine konservative Wahl, ich weiß. Doch seine Rückkehr hat ihn vor die Frage gestellt, wo sein neuer Platz ist. Er ist an der Seite seiner Schwester, und das ist ein Bild, das wir ewig nicht hatten. Ich kann mich mit ihm besser identifizieren als mit seiner Schwester. Mein Platz zwei geht an Theon (Alfie Allen). Er rettet Sansa, zeigt endlich Mut, unterstützt seine eigene Schwester und ist nun auf dem richtigen Pfad. Hoffentlich helfen beide Greyjoys den Starks bei der Rückeroberung Winterfells. Und Platz drei, ja, den bekommt Hodor (Kristian Nairn). Viele Staffeln lang war er bloß ein Sidekick. Seine Hintergrundgeschichte jedoch war minutiös geplant, der Twist aus Folge 5 wurde eines der Highlights aller Staffeln.

Meine Hassliste

So schlimm Joffrey war oder Ramsay gerade ist, beide sind nichts gegen den Nachtkönig. Wie sollte jemand dieses übernatürliche, grausame Wesen von Platz eins meiner Hassliste Liste verdrängen können? In Game of Thrones ist das reine Böse nicht menschlich. Selbst Ramsay hat nach Myrandas Tod einen kurzen Augenblick Menschlichkeit gezeigt. Er schafft es auf den Silberrang. Osha… Verdammt. Hoffentlich haben Sansa oder Theon die Möglichkeit, ihm einen Dolch durch sein Herz zu stoßen. Auf Platz drei setze ich Euron Greyjoy. Der hätte auch einfach fort bleiben können! Aber irgendwie muss Daenerys ja das Meer überqueren…

Wie geht es weiter?

In King’s Landing erwartet uns ein Showdown des Adels gegen den Klerus. Für Daenerys läuft derzeit alles großartig. Steht ihr Sprung nach Westeros bevor? Es wird einen Kampf um Winterfell geben, die Frage ist nur, wer sich beteiligen wird. Was wird aus Bran? Wir haben gelernt, woher die Weißen Wanderer stammen – ein weiteres Puzzleteil, und langsam ergibt sich ein Bild. Wir bewegen uns weiter und weiter auf einen Kampf epischen Ausmaßes zu, für den sich unsere Helden südlich der Mauer vereinen müssen. Eis gegen Feuer. Die Frage ist, wer noch am leben sein wird, um diesen Kampf zu unterstützen. Die Problemchen von Westeros erscheinen so klein, gemessen an dem Grauen, das hinter der Mauer wartet.

Hold the Wall.

Simon

Redakteur Moviefalcon.de, Film-, Kino-, Oscarenthusiast! Wenn nicht gerade unterwegs in einer weit entfernten Galaxis, dann sicherlich mit Mad Max auf der Fury Road oder zu Besuch im Grand Budapest Hotel.

Ein Gedanke zu „Simons “Game of Thrones” Tagebuch: Eintrag 11“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.