Simons “Game of Thrones” Tagebuch: Eintrag 6

Staffel 3 (2013), Folgen 6 bis 10:

Dieser Artikel ist der sechste Teil von Simons GoT-Tagebuch. In diesem Eintrag schreibt er über Folgen 6 bis 10 der dritten Staffel. Hier gelangst Du zurück zum einleitenden Prolog und weiteren seiner Tagebucheinträge.

Der Ausdruck “Rote Hochzeit” lässt relativ wenig Interpretationsspielraum. Lange bevor ich mit Staffel 1 vor einigen Wochen begann wusste ich bereits, dass zu irgendeinem Zeitpunkt in Staffel 3 die sogenannte “Rote Hochzeit” auf mich (und meine Lieblingscharaktere) wartete. Das war ein Spoiler, um den man nicht herumkam. Die “Rote Hochzeit” ist der Inbegriff dafür, dass die Guten in Game of Thrones nie sicher sind. Nie. Auf mich hatte dieser Spoiler zwei Effekte: Erstens verdächtigte ich jede Folge der zweiten Halbzeit, sie könnte eben jene Hochzeit zeigen, was mich mehr und mehr anspannte. Aus Angst wurde ich sogar etwas langsamer mit dem Weiterschauen. Und zweitens führte mich Game of Thrones trotz Spoilers aufs Glatteis. Lange dachte ich, die Hochzeit zwischen Joffrey und Margaery würde zu eben jener roten Hochzeit. Einen kurzen Schreckmoment erlebte ich dann, als Tyrion Sansa ehelichte. Rot war hier jedoch nur der Wein, von dem Tyrion nicht abließ. Am Ende kam alles (bedauerlicherweise) ganz anders – ohne Lannister-Kollateralschäden.

Vorhang auf für Folge 9

Joffrey bleibt unverheiratet in Staffel 3. Während Folge 9 nahm das Schicksal seinen Lauf und ich dachte die ganze Zeit nur: Nein bitte nicht, nein bitte nicht. Nicht Robb. Nicht Catelyn. Es hat beide erwischt, zwei meiner Lieblingscharaktere, dazu Robbs unschuldige Frau und ihr noch viel unschuldigeres, ungeborenes Baby. Für einen kurzen Moment dachte ich, wenigstens einer von Robb und Catelyn kann irgendwie entkommen. Irgendwie. Nicht dieses Mal. Einfach krass. Es war gut, dass ich Folge 10 direkt nachschieben konnte. Wie habt Ihr das ausgehalten, eine ganze Woche zwischen Folgen 9 und 10 warten zu müssen? Bewundernswert.

Wir brauchen denke ich nicht darüber diskutieren, dass Folge 9 in Bezug auf die Storyline den unangefochtenen Höhepunkt der Staffel markiert. Sie ist mindestens ebenso einprägsam wie die Enthauptung von Ned Stark in Staffel 1 oder die Schlacht um King’s Landing in Staffel 2. Dennoch möchte ich jetzt etwas auf Folge 10 eingehen, denn diese schafft es, das aufwühlende Staffelende zu bündeln und die ganze Staffel zu einem sehr runden Ende zu führen.

Wie auch schon am Ende von Staffel 2 werden Handlungsstränge geschlossen und abgerundet. Wir erreichen einen Punkt, der ein Staffelende rechtfertigt. Für mich funktioniert das noch besser in Staffel 3 als in Staffel 2. Nehmen wir die Hochzeit: Folge 9 endet mit einem Paukenaufschlag. Folge 10 braucht nur Sekunden, um uns hierher zurückzubringen. Wir erleben den Horror aus Aryas Perspektive. Die Starkarmee wird abgeschlachtet. Auf Robbs enthaupteten Körper wird der Kopf seines Schattenwolfs installiert und durch das brennende Stark-Lager geritten. Sandor Clegane bringt Arya – und uns – fort von hier.

Die Starks sind aus dem Spiel genommen, sehr zur Freude Joffreys. Daenerys hingegen beendet die Staffel mit einem weiteren Triumph. Die Sklaven von Yunkai umringen, feiern, vergöttern sie, ihre Mhysa. An dieser Stelle möchte ich den hervorragenden Score vom deutsch-iranischen Komponisten Ramin Djawadi hervorheben. Mhysa ist eines der vielen Highlights und bringt mich direkt zurück in die Szene mit unserer Lieblingsdrachenmutter, Brecherin der Ketten.

Diesseits und jenseits der Mauer

Auch Jon und Ygritte im Norden, und Stannis, Melisandre und Ser Davos auf Drachenstein werden in der letzten Folge neue Handlungsoptionen aufgezeigt. Ein unerwartet emotionales Ende erfahren Jon und Ygritte. Nachdem sie die Mauer erklommen haben (Höhepunkt von Folge 6, endet mit einem wunderschöner Shot von den beiden auf der Mauer mit Blick auf das grüne Tal), entscheidet sich Jon gegen die Wildlinge und kann entkommen. Ygritte findet ihn und verwundet Jon mit mehreren Pfeilen. Doch an ihrem Gesichtsausdruck sehen wir, dass sie ihn nicht umbringen kann. Ihr Schmerz hat mich überrascht und der Beziehung zwischen den beiden so viel mehr Tiefe gegeben. Tolle Performance von Rose Leslie. Wann werden Jon und Ygritte wieder aufeinandertreffen? Liebt er sie so sehr wie sie ihn? Haben sie noch eine Chance?

Jaime kann sich letztendlich herausreden und macht sich auf den Weg nach Hause (Folge 7). Brienne hingegen soll weiter in Gefangenschaft bleiben. Jaime entschließt sich umzukehren und Brienne mitzunehmen. Er erreicht sie kurz bevor sie von einem Bären zerfleischt werden kann. Leider hat mich der seltsame Soundtrack im Abspann abrupt aus der Folge gerissen. Wird Brienne sich nun Jaime anschließen? Die Lannisters hatten ja immerhin nichts mit dem Tod von Renly Baratheon (Staffel 2) zu tun, den Brienne zu rächen geschworen hat.

Brans Gruppe hat sich leider aufgeteilt. Schade… Viel Glück hinter der Mauer! Ansonsten verführt Melisandre noch Gendry, der nicht weiß wie ihm geschieht und im Knast endet. Ser Davos, weiterhin äußerst skeptisch was Melisandre angeht, rettet ihn. So verworren Melisandres Pläne auch sein mögen, sie ist eine der wenigen, die neben Ser Davos erkennt, dass die Gefahr aus dem Norden das größere Übel ist als die Scharmützel der Könige im Süden. Vielleicht steht Stannis am Ende auf der richtigen Seite der Geschichte! Sansa und Tyrion finden gemeinsamen Boden und ich hoffe, dass sie sich ab jetzt verbünden und den anderen Lannisters und “Baratheons” die Stirn bieten. Ist Sansa nun eigentlich offiziell die letzte Stark? Außerdem erwähnenswert sind die Auseinandersetzungen zwischen Joffrey und Tyrion und Tywin. Joffrey merkt, dass er von beiden untergraben wird. Beide geben dem jungen, hitzköpfigen König Kontra. Zum Beispiel sinniert Tyrion über die kurze Lebenszeit von Königen, und Tywin schickt seinen Enkel ins Bett.

Meine Lieblingscharaktere

Hier ist ordentlich Platz geworden! Viele Nebenfiguren haben in den letzten Folgen ordentlich Pluspunkte gesammelt, zum Beispiel Ser Davos, Melisandre und Ygritte. Hat es für meine Liste gereicht? Auf Platz 1 setze ich Jon Snow (Kit Harington). Er steht zwischen zwei Welten, doch er bleibt sich am Ende treu und begeht keine sinnlosen Morde. Der Aufstieg über die Mauer ist atemberaubend, die Szenen mit Ygritte emotional. Platz 2 geht an Daenerys (Emilia Clarke). Sie lässt sich nicht einschüchtern und befreit die Sklaven Yunkais, dafür muss man sie lieben. Es ist ergreifend, wie sie am Ende der Staffeln gefeiert wird. Sie ist der Hoffnungsschimmer für Westeros, denn die letzten Sympathieträger in Machtpositionen wurden in dieser Staffel ausradiert. Mein Platz 3 geht an Newcomer Ser Davos (Liam Cunningham). Er versucht mit allen Mitteln, seinen König vor Melisandre zu retten. Er findet es nicht richtig, Unschuldige zu opfern, und verhilft Gendry zu dessen Flucht. Vielleicht kommen er und Melisandre in der kommenden Staffel besser miteinander aus, denn sie erkennt den wahren Feind im Norden.

Für wen habe ich nur Hass übrig?

In Staffel 3 kann es darauf nur eine richtige Antwort geben: Lord Walder Frey alias Filch (David Bradley). Er schmiedet eine Allianz mit den Lannisters und führt mein Lieblingshaus in den größtmöglichen Verrat – und den Untergang. Er lässt zwei meiner Lieblingsfiguren ermorden. Ich will seinen Kopf! Auf Platz 2 setze ich Roose Bolton (Michael McElhatton), neuer Herr des Nordens. Er saß in Kettenhemd neben Catelyn, trank vermutlich gemeinsam Wein mit ihr, kurz bevor er ihren ältesten Sohn ermordete. Ich werde schon wieder wütend! Schnell zu Platz 3, hier findet sich einmal mehr Joffrey (Jack Gleeson), der widerlich begeistert von der Idee ist, Sansa Robbs Kopf zu präsentieren. Wann bringt endlich jemand die Bösen um?

Fazit

Staffel 3 hält das hohe Niveau der Vorgänger und ist mindestens ebenso rund. Im Gedächtnis bleibt aber vermutlich vor allem die “Rote Hochzeit”. Wie gesagt, sie ist ein Sinnbild dafür, was in Game of Thrones möglich ist. Ein paar Fragen an Staffel 4 habe ich bereits oben aufgeworfen. Was zu sagen bleibt? R.I.P. Mutter Catelyn Stark, Robb Stark, Talisa Stark und ihr gemeinsames, ungeborenes Kind, Eddard Stark. In Staffel 4 wird es die eine oder andere Lücke in den Reihen der Sympathieträger zu füllen geben.

Simon

Redakteur Moviefalcon.de, Film-, Kino-, Oscarenthusiast! Wenn nicht gerade unterwegs in einer weit entfernten Galaxis, dann sicherlich mit Mad Max auf der Fury Road oder zu Besuch im Grand Budapest Hotel.

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