Simons “Game of Thrones” Tagebuch: Eintrag 2

Staffel 1 (2011), Folgen 6 bis 10:

Dieser Artikel ist der zweite Teil von Simons GoT-Tagebuch. In diesem Eintrag schreibt er über Folgen 6 bis 10 der ersten Staffel. Hier gelangst Du zurück zum einleitenden Prolog und weiteren seiner Tagebucheinträge.

Etwas angespannt gehe ich in die zweite Hälfte der Staffel. Sie beginnt sehr stark. Folge 6 enttäuscht nicht und wird zu einer meiner Lieblingsfolgen.

Tyrions unterhaltsamer Prozess ist natürlich eines der Highlight. Peter Dinklage ist einfach so gut! Die Fassungslosigkeit auf Lysa Arryns Gesicht und die versteinerte Miene von Catelyn, der langsam aufgeht, dass Tyrions Gefangennahme vermutlich keine so gute Idee war, machen alles noch viel besser. Der Kampf zwischen Bronn und Lysa Arryns Champion ist der Schlusspunkt, der diesen Handlungsstrang zu einem guten Ende führt. Dabei hätte der unterbelichtete Robin den Zwerg doch so gerne fliegen sehen!

Szene im Fokus

Noch besser wird es jedoch am Ende der Staffel. Viserys bedroht seine Schwester und ihr Ungeborenes vor den Augen ihres Mannes, Khal Drogo (Jason Momoa). Um Viserys zu besänftigen, wird ihm erneut eine Krone von Drogo versprochen. Und er bekommt sie früher als gedacht. Drogo hält den Wannabe-König an Ort und Stelle fest, schmilzt etwas Modeschmuck ein, und gießt das flüssige Gold über Viserys Kopf, der innerhalb weniger Sekunden stirbt. Der gleichgültige Kommentar seiner inzwischen hasserfüllten Schwester: “Er war kein Drache.”

Warum hat diese Szene eine solche Kraft? Zunächst markiert sie den nächsten Schritt der Beziehung zwischen Daenerys (Emilia Clarke) und Drogo. Drogo macht sie stärker, ihr Bruder machte sie kleiner. War Daenerys zu Beginn der Staffel ein verschrecktes Schulmädchen, das von ihrem Bruder herumgeschubst wurde, so ist sie jetzt eine Frau, die sich ihrer besonderen Fähigkeiten bewusst wird. Denn im Gegensatz zu ihrem Bruder kann ihr Feuer nichts anhaben, wie wir bereits wissen. Viserys wird abgestreift wie eine alte Haut, die zu eng geworden ist.

Der misslungene Attentatsversuch von König Robert hetzt Drogo endgültig gegen Westeros auf. Nun will er den Thron als Geschenk für den gemeinsamen Sohn. Daenerys und Drogo schmieden ein starkes Band. Ich hätte wirklich nicht erwartet, dass die beiden eine authentische Beziehung zueinander aufbauen, habe ich sie zu Beginn doch noch belächelt.

Fantasy zieht ein

Umso schlimmer, dass Drogo einer einfachen Fleischwunde erliegt. Eine Hexe könnte ihre Finger im Spiel gehabt haben. Daenerys verliert am Ende der Staffel nicht nur Drogo, sondern auch ihr Volk und ihr Kind. Am Ende wartet dennoch ein Triumph. Wie Daenerys in die Flammen steigt ist episch und ein Höhepunkt der gesamten ersten Staffel. Sie überlebt, und das Feuer, in dem Drogo verbrennt, brütet ihre drei Dracheneier aus. Ihre Unschuldsmiene bleibt die des kleinen Mädchens, doch innerlich ist sie gewachsen und hat nun drei Kinder: Drachen, eines der bisher wenigen wahren Fantasy-Elemente in GoT.

Fantasy ist erst mit diesen letzten Folgen in GoT eingezogen. Bisher hätte man alles noch irgendwie durchwinken können. Doch die Hexerei, die Untoten, und natürlich die Drachen versprechen vieles für die kommenden Staffeln. Untote? Ja, Jon Snow und sein Wolf haben den Admiral vor einem solchen gerettet. Wir wissen noch nicht viel mehr, als dass Feuer hilft. Umso mehr Spannung für Staffel 2!

Der Löwe und der Wolf

König Robert ist tot. In King’s Landing wird das Spiel um den Thron gespielt. Entweder gewinnst du, oder du stirbst, wie Cersei (Lena Headey) zu sagen pflegt. Baelish (Aiden Gillen) hat sich als einer meiner Lieblingscharaktere eliminiert! Er hat Ned Stark (Sean Bean) ans Messer geliefert. Und nun droht, dass Joffrey (Jack Gleeson) König wird. Dabei ist Joffrey gar nicht das Kind von Robert, sondern von Cersei und ihrem Bruder Jaime. Ehrenmann Ned spricht es nicht aus, sondern gibt Cersei die Möglichkeit zur Flucht. Doch sie ist leider der stärkere Spieler. Die Wahrheit lebt in einem Brief weiter, den Ned an den wahren Thronfolger, Stannis, verschickte. Und die Moral? Besser keine Brettspiele mit Cersei spielen.

Ich hasse Joffrey! Man könnte argumentieren, dass er ja gar nicht weiß, dass Robert nicht sein Vater (und er damit nicht rechtmäßiger Thronfolger) ist. So oder so, er quält Sansa unerträglich und lässt Ned Stark als Verräter enthaupten. Die Szene ist eindrucksvoll inszeniert – und einfach schrecklich! Hoffentlich ereilt Joffrey ein schnelles Ende. Ich habe so gehofft, dass Sansa ihn von der Brücke herunterstößt, als sie den abgetrennten Kopf ihres Vaters ansehen musste.

Die Starks antworten. Robb (Richard Madden) zieht in den Krieg. Robb… wer? Der älteste Sohn von Ned tauscht seine Neben- gegen eine Hauptrolle ein. Ja, bitte mehr Robb! Er hat Jaime in Gefangenschaft, muss jedoch leider eine der Töchter vom ekeligen Hausmeister Filch heiraten. Hoffentlich kommt Robb irgendwie drum herum. Übrigens: Catelyn hat Ned tatsächlich überlebt. Wer hätte das gedacht? Und sie haben sich nicht mehr wiedergesehen, seit Catelyn King’s Landing verlassen hat. Zumindest hatte ich damit recht.

Ein Ausblick

Staffel 1 schließt mit vielen Konflikten. Jaime ist in Gefangenschaft, zwei Stark-Töchter sind in King’s Landing, eine bei den Lannisters. Robb zieht in den Krieg, Jon Snow ist jenseits der Mauer, Bran und dessen Bruder haben seltsame Visionen. Die Drachenmutter hat drei echte Drachen, zwei Brüder des betrunkenen Ex-Königs wollen ihm folgen und Tyrion wird Hand des Königs. Dieses Setup verspricht einiges. Wird Jaime gegen die Stark-Töchter eingetauscht? Wird Robb Joffrey besiegen? Welchen Einfluss wird Tyrion auf die Politik in King’s Landing haben? Gibt es irgendwann eine Allianz zwischen den Baratheons und den Starks? Kommt das Geheimnis über Joffreys Abstammung ans Licht? Kann Jon die Geheimnisse der Untoten aufdecken? Und wie geht es für Daenerys und ihre Drachen ohne Mann, ohne Bruder und ohne Armee weiter?

Lieblingscharaktere aus Staffel 1

Tyrion ist und bleibt mein Platz 1. Er war Gast in Winterfell und an der Mauer und hat uns damit wesentliche Handlungsorte vorgestellt. Er war Gefangener von Catelyn, hat Shae und Bronn seine so traurige, menschliche Vergangenheit offenbart, und wird nun zum Vertreter der Hand des Königs, um Joffrey unter Kontrolle zu halten. Arya (Maisie Williams), jetzt als Ari auf dem Weg nach Winterfell, behält ihren Platz 2. Mit ihr erlebten wir die Schrecken, die den Starks in King’s Landing widerfuhren. Auf den Bronzerang setze ich Catelyn, den rachsüchtigen Mutterwolf. Es ist eine tragische Rolle, aus der die wunderbare Michelle Fairley alles herausholt.

Figuren, die ich in Staffel 1 zu hassen gelernt habe

GoT hat es geschafft in mir starke Emotionen zu wecken. Sympathie ist nur eine Seite der Medaille. Meine die erste Staffel abschließende Hassliste wird von Prinz Joffrey angeführt. Seine Lügerei in der ersten Hälfte der Staffel war nichts gegen sein aktuelles Verhalten als König. Mit der Macht kam der Kontrollverlust. Der traurige Höhepunkt: Niemand konnte ihn stoppen, als er Ned Stark hinrichten ließ. Nicht einmal seine berechnende Schlangenmutter! Die Qualen, die er Sansa anschließend zufügte, rechtfertigen seinen Spitzenplatz auf meiner Hassliste. Er verdrängt seine Mutter Cersei auf Platz 2. Auf Platz 3 liste ich eine Figur, die ich in den ersten Folgen noch dafür gelobt habe, für die gute Sache zu kämpfen. So sehr kann man sich täuschen. Petyr Baelish ist ebenso verantwortlich für das Grauen, das die Starks überkam, wie Joffrey. Er hat Ned und Catelyn aufs Übelste verraten und seinen Platz auf dieser Liste verdient.

Ein kurzes Gesamtfazit zu Staffel 1

Staffel 1 führt die Zuschauer gut in die Welt von GoT ein. Man wird mit Namen überschüttet und braucht einige Folgen, um sich einzufinden. Hier ist es hilfreich, dass wir die Geschichte zunächst hauptsächlich aus der Perspektive der Starks erleben. Ihre Geschichte bildet den roten Faden, in den Nebenhandlungen geschickt eingeflochten werden. Dass die eindeutigen Fantasy-Elemente (Hexerei, Untote, Drachen) erst am Ende der ersten Staffel eingeführt werden, baut zusätzliche Spannung für die nächste Staffel auf. Besonders hervorheben muss ich die wunderbaren Kostüme, die ich noch stimmiger finde als die Kulissen. Viele der Folgen setzen unerwartete Highlights, die dramatisch inszeniert werden. Die Dialoge sind generell aufgeladen, spannend und interessant und bringen zitierwürdige Kommentare hervor.

Inzwischen habe ich mich übrigens in den Titelsong verliebt. Season 2, Simon naht!

Simon

Redakteur Moviefalcon.de, Film-, Kino-, Oscarenthusiast! Wenn nicht gerade unterwegs in einer weit entfernten Galaxis, dann sicherlich mit Mad Max auf der Fury Road oder zu Besuch im Grand Budapest Hotel.

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