Phil schaut “The Big Short” (2015)

The Big Short ist eine hochkarätig besetzte amerikanische Komödie über Michael Burry und einige andere Investmentbanker, die die Finanzkrise im Jahr 2007 kommen sehen und ihre Chance ergreifen. Regisseur Adam McKay entführt den Zuschauer in die finstere Welt der Banken, wo es nur auf eines ankommt: Profit.

Phils Highlights

  • die intelligente und spannende Erzählweise
  • das Drehbuch
  • das Spiel mit dem Zuschauer
  • Steve Carell und Christian Bale

Worum es geht

Der Hedgefonds-Manager Michael Burry (Christian Bale) entdeckt eine Blase im angeblich stabilen US-Immobilienmarkt. Er versucht die großen Banken und seine Kollegen auf die nahende Katastrophe aufmerksam zu machen, wird von diesen allerdings nur ausgelacht. Während Burry bereits versucht das Kapital seiner Anleger zu retten, bekommen auch andere Personen von der Sache Wind: da wäre der aufbrausende Fondsmanager Mark Baum (Steve Carell) mit seinem Anti Wall Street Team, die beiden jungen Fondsmanager Jamie Shipley (Finn Wittrock) und Charlie Geller (John Magaro) mit ihrer Garagenfirma und der deutsche Bank Trader Jared Vennett (Ryan Gosling), die allesamt versuchen von dem Wissen zu profitieren.

Phils Kritik

Nach einem eher ernüchternden Besuch von Alejandro G. Iñárritus The Revenant (2015) stand mit The Big Short (2015) auch schon der nächste heiße Oscar Kandidat in den Startlöchern. Der hochkarätige Cast rund um Christian Bale und Steve Carell ließ Erinnerungen an das erstklassige Drama American Hustle (2013) hochkommen, das Thema spannend, aktuell, aber auch komplex. Blieb nur die Frage: Kann Regisseur Adam McKay den schmalen Grat zwischen Dokumentarfilm und Spielfilm meistern und das Thema verständlich präsentieren? Ich nehme die Antwort an dieser Stelle schon einmal vorweg. Er kann – und wie er das kann.

Jared Venett führt uns als zynischer Erzähler durch die Geschichte. Diese beginnt zwei Jahre vor der Finanzkrise 2007, der Finanzmarkt boomt, die Immobilienbranche ist eine stabile Säule der amerikanischen Wirtschaft und die Wall Street schwimmt im Geld. In ihrer Gier schnüren die Banken immer verworrenere Finanzprodukte zusammen, die sie zum Teil selbst nicht mehr durchschauen. Hier kommt der eigensinnige Hedgefonds-Manager Michael Burry ins Spiel. Er untersucht den genauen Inhalt dieser Produkte und findet heraus, was sich hinter den Top-Ratings verbirgt. Daraufhin warnt er Kollegen und Banken vor einer anstehenden Katastrophe, wird jedoch regelrecht ausgelacht. Denn wieso sollte es ein verschrobener Manager eines kleinen Hedgefonds, der barfuß mit ohrenbetäubender Metal-Musik in seinem Büro sitzt, schon besser wissen als die hohen Tiere bei der Wall Street? Und warum sollte der Geldsegen überhaupt je enden?

Der Film führt den Zuschauer immer tiefer in ein System aus Arroganz, Lügen, Profitgier und der Missachtung aller moralischen Grundsätze. Dabei jagt eine erschreckende Erkenntnis die Nächste. Dennoch vergisst der Film nie sich auch die Zeit zu nehmen, um innezuhalten und zu erklären. Dies tut er in einer äußerst intelligenten Art und Weise. Es werden zum Teil absurde, aber gleichzeitig sehr verständliche Vergleiche herangezogen und man spielt mit Klischees. Erklärt ein Bänker etwas, ist es trocken und langweilig, aber setzen wir die schöne Margot Robbie mit Champagner in einen Whirlpool und lassen sie “subprimes” erklären, dann wird der Normalbürger auf einmal hellhörig. Dank dieser Tricks ist nicht viel Hintergrundwissen nötig. Es empfiehlt sich jedoch dem Film konzentriert zu folgen, wenn es um “Credit Default Swaps” oder “Synthetic CDOs” geht.

Bei all dem Witz vergisst McKay nie, den Zuschauer an die schlimmen Auswirkungen der Krise zu erinnern. Menschen, die ihren Job, ihr Geld, ihr Haus – kurz gesagt ihre Existenz – verlieren, auch wenn sie an der Krise überhaupt keine Schuld tragen. Durch die geschickte Verwendung von originalem Bildmaterial aus 2007 wird die Krise für den Zuschauer noch authentischer und schrecklicher. Technisch gibt sich der Film ohnehin keine Blöße. Die Kameraführung ist schnörkellos und unauffällig. Barry Ackroyd legt den Fokus klar auf die Story und ihre Charaktere, für Spielereien ist kein Platz.

Regisseur Adam McKay liefert mit The Big Short einen kurzweiligen, unterhaltsamen aber auch lehrreichen Finanzthriller ab, der es in sich hat. Trotz des bereits bekannten Endes schafft er es, den Spannungsbogen fast bis zum Ende aufrecht zu erhalten. Völlig zurecht wurde das Drehbuch (basierend auf dem gleichnamigen Buch) für einen Oscar nominiert. Abgerundet wird der Film durch einen grandiosen Cast, aus dem besonders Steve Carell und Christian Bale (nominiert als bester Nebendarsteller) hervorzuheben sind. Dabei ist das Gesamtpaket absolut stimmig, was den Film zu einem meiner Highlights bei den Oscar-Kandidaten 2016 (5 Nominierungen) macht.

6.5 von 7 Falken

Phil

Verrückt nach Film und Serien, begeisterter Blu-ray Sammler und immer auf der Jagd nach dem verlorenen Schatz.

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