Wann wird es ein “Best Picture”?

Der Oscar für den besten Film, “The Best Picture”, ist der größte Preis, den ein Film gewinnen kann. In den letzten beiden Jahren habe ich diese Kategorie beim Tippspiel gegen die Filmfalken Philipp und Vera falsch getippt. Doch dieses Jahr bin ich besser vorbereitet! Es gibt einige Indikatoren, die sich in der Vergangenheit als nützlich erwiesen haben. Einige Hinweise gibt die Liste der Oscar-Nominierten…

Wie kann uns diese Liste dabei helfen, den Oscar für den besten Film richtig zu tippen? Die Nominierungen verraten schon so einiges. In diesem Zusammenhang können wir von “Schlüsselnominierungen” sprechen: Nominierungen, die in der Vergangenheit mit dem Sieg des wichtigsten Oscars einhergegangen sind.

Im Folgenden beziehe ich mich immer nur auf die vergangenen zehn Oscarverleihungen, also von 2015 bis 2006. Ich werde kurz drei Kategorien durchgehen, die sich als nützliche Werkzeuge erweisen, nämlich die beste Regie, das beste Drehbuch, und den besten Filmschnitt. Lasst uns genauer hinsehen:

Indikator 1: Wer die Fäden zieht… die beste Regie

Zum Erfolg eines Films tragen natürlich alle Beteiligten bei, aber die Regisseurin oder der Regisseur haben eine besondere Verantwortung. Hier laufen die Fäden zusammen. Die Schaltzentrale entscheidet über Erfolg oder Misserfolg des ganzen Projektes. Umso weniger sollte verwundern, dass in neun der letzten zehn Jahre die Regisseure (und eine Regisseurin) der “Best Picture”-Gewinner ebenso für die Regie-Oscars nominiert waren. Und in sieben Jahren gewann die jeweilige Regie sogar. Nur 2013, als die Oscars für das Filmjahr 2012 verliehen wurden, da passierte eine der wenigen Ausnahmen der Oscargeschichte: Regisseur Ben Affleck wurde nicht nominiert, sein Film Argo aber wurde später bester Film. Damit war Argo erst der vierte Film überhaupt, der den besten Film ohne eine Nominierung für die beste Regie gewann, und der erste seit Driving Miss Daisy (1989).

Und was lernen wir daraus? Wir streichen diejenigen Filme von der Liste, die nur für den besten Film und nicht für die beste Regie nominiert werden!

Indikator 2: Goldene Worte… die besten Drehbücher

Zunächst als kleine Erinnerung: Es gibt derzeit zwei Drehbuch-Kategorien: eine für Originalmaterial, das direkt für den Film geschrieben wurde (“Best Original Screenplay”), und eine für Adaptionen, also für Drehbücher, die zum Beispiel auf Büchern, Theaterstücken oder anderen Filmen basieren (“Best Adapted Screenplay”). Ein Film kann dementsprechend nur in einer der zwei Kategorien nominiert werden.

Es klingt banal, aber vor zwei Jahren hätte ich mit dem in diesem Absatz folgenden Tipp vielleicht doch auf 12 Years a Slave (2013) gesetzt und nicht auf meinen persönlichen Liebling Gravity (2013). Es sollte uns stutzig machen, wenn ein Anwärter auf den “Best Picture”-Oscar nicht für eine der zwei Drehbuch-Kategorien nominiert wird. In diesem Fall sollten wir darüber nachdenken, den jeweiligen Film von der Liste der potentiellen “Best Picture”-Sieger zu streichen. In den letzten zehn Jahren war der beste Film immer (!!) für einen Drehbuch-Oscar nominiert. Immer. Und neun der zehn besten Filme der letzten zehn Jahre haben sogar den jeweiligen Drehbuch-Oscar gewonnen. Gravity hat zwar in den technischen Kategorien abgeräumt, aber die Drehbücher gehören nunmal zu den “Big Five” der Oscars.

Wir fassen zusammen: Wir streichen diejenigen Anwärter, denen Nominierungen in Regie und Drehbuch fehlen.

Indikator 3: Unscheinbare Helden… der beste Filmschnitt

Auf das mit den Drehbüchern und der Regie hätte man auch so kommen können! Eine weitere Kategorie, die vielleicht nicht jeder auf dem Schirm hat, ist der beste Schnitt.

In neun von zehn Fällen befand sich der beste Film unter den Nominierten für den besten Schnitt. Und wenn wir ganz ehrlich sind: Der einzige Fall, in dem der Film nicht für beide Kategorien nominiert wurde, war ein Sonderfall. Im vergangenen Jahr wurde Birdman zum besten Film gekürt (Randbemerkung: Birdman gewann auch Regie und Drehbuch). Birdman wurde dabei nicht für den besten Schnitt nominiert, zeichnete sich aber dadurch aus, dass man während des Films keine Schnitte sah. Die besondere Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki, der an jenem Abend ebenfalls mit einem Oscar nach Hause ging, war ein Stilmittel, das den Filmschnitt auf ein Minimum reduzierte. Dieser war hervorragend gemacht, aber aufgrund der geringen Menge sicher nicht konkurrenzfähig. Birdman ist also ein Sonderfall. Und es war ja schon immer so, dass Ausnahmen die Regel bestätigen.

Gut, wir wissen nun also, dass Regie, Drehbücher und Filmschnitt gute Hinweise dafür sind, welcher Streifen letztendlich zum besten Film gekürt wird. Ich möchte damit aber nicht diese Kategorien über die anderen stellen, die hier nicht erwähnt wurden. Richten wir für einen Augenblick unsere Aufmerksamkeit auf die Oscars für die beste Kamera und für das beste Haar und Make-Up. Keiner der zehn letzten Best Picture Gewinner wurde für Haar und Make-Up nominiert, immerhin sechs für die Kamera. Sind sie deshalb weniger wichtig für einen sehr guten Film? Nein. Beide erfüllen existenziell wichtige Funktionen für bestimmte Produktionen. Einige Kategorien sind für jede Art Film wichtig, das Drehbuch zum Beispiel. Andere für bestimmte Genres. Herr der Ringe hätte ohne Perfektion in der Abteilung für Haare und Schminke nicht funktioniert, Argo schon eher. Ob Filmschnitt nun wichtiger ist als die Kamera, das möchte ich nicht entscheiden müssen! Wir vergleichen auch keine Tänzerinnen mit Opernsängerinnen, keine Landschaftsarchitekten mit Malern.

Am Ende geht der Oscar für den besten Film an ein Gesamtpaket. Übrigens hatten die Gewinner der letzten zehn Jahre im Durchschnitt 8,5 Nominierungen und gingen jeweils mit durchschnittlich etwa 4 (ungerundet 4,4) Preisen nach Hause.

Ich hoffe, der Artikel war hilfreich für euch. Viel Erfolg bei euren Tippspielen!

Simon

Redakteur Moviefalcon.de, Film-, Kino-, Oscarenthusiast! Wenn nicht gerade unterwegs in einer weit entfernten Galaxis, dann sicherlich mit Mad Max auf der Fury Road oder zu Besuch im Grand Budapest Hotel.

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