Simon schaut “Star Wars: The Force Awakens” (2015)

Ein starker Neubeginn der Kultsaga, der alte Fans zufriedenstellen und neue gewinnen wird. Die Geschichte orientiert sich stark an Altbekanntem, aber das gleichen die frischen Darsteller und die lebendige Optik des Films aus: Dank echter Kulissen fühlt sich Teil sieben echter an als die Prequels.

Simons Highlights

  • die neuen Charaktere in der weit entfernten Galaxie (insb. Rey, BB-8, Poe, Finn und Kylo Ren)
  • die alten Hasen (insb. Han und Chewie)
  • und die Atmosphäre zwischen beiden Generationen

Worum es geht

Rey ist Schrottsammlerin auf dem Wüstenplaneten Jakku als sie auf den ehemaligen Sturmtruppler Finn und den Droid BB-8 trifft. BB-8 besitzt Informationen, um die zwei Mächte konkurrieren: Rey wird in den Kampf zwischen der Ersten Ordnung, dem Nachfolger des Imperiums, und dem Widerstand unter General Leia Organa hineingezogen. Es dauert nicht lange, bis sich ihr Weg mit dem des jungen Sith Kylo Ren kreuzt…

Simons Kritik

Parallel zur Europapremiere in London sah ich den siebten Teil des Star Wars Franchises direkt am Mittwoch, den 16. Dezember. Lange hatte ich auf diesen Augenblick gewartet. Das Lucasfilm Logo erschien auf der großen Leinwand, einen Raunen ging durch den Saal.

Im Oktober 2012 wurde verkündet, dass Disney und Lucasfilm das Star Wars Universum um drei neue Filme erweitern würde. Ehrlich gesagt war ich zunächst skeptisch. Ich bin großer Fan der Originalfilme. Doch die großartige Kathleen Kennedy als Chefin bei Lucasfilm, die Geheimhaltungspolitik, die emotionalen Trailer und die Kommentare von Regisseur und Fan J.J. Abrams gewannen mich. Vor allem, dass wenig über die neuen Charaktere und die Geschichte nach außen drang, dass einem wirklich die Chance auf ein Kinoerlebnis gegeben wurde… wann hat man das heute noch? Sehr häufig weiß man ganz genau, was einen im Kino erwartet.

Der Film gefällt mir sehr gut, wenn es auch kein perfekter Film ist. J.J. Abrams gelingt es wunderbar, die neuen Gesichter zu etablieren. Der Film hat unheimlich starke erste 45 Minuten. Wir lernen Rey (Daisy Ridley), Finn (John Boyega), Poe (Oscar Isaac) und den Droid BB-8 kennen. Letzterer wird wohl auf Anhieb Kultstatus erlangen. Die orangeweiße Kugel zeigt ebenso viel Emotion und Persönlichkeit wie der Rest des hervorragenden neuen Cast. Es hat sich ausgezahlt, dass der kleine Droid eine Schöpfung von Modellbauern ist und am Set mit den Darstellern interagieren konnte. In jeder Szene mit BB-8 geht einem das Herz auf.

Rey, Finn und Poe glänzen in ihren Rollen. Alle drei sind Charaktere mit ihren ganz eigenen Geschichten und Charakterzügen. Besonders hervorheben muss man die Leistung von Daisy Ridley als Rey, die bis dato nur kleine Jobs in der Filmbranche hatte. Sie trägt den Film, man kann sie nur lieben. Und wenn der neue Cast auf die alten Hasen trifft, dann brauchen sich die Neulinge nicht zu verstecken. Die unbedarfte Atmosphäre zwischen Han, Chewie, Finn und Rey im Millennium Falken erinnert an Krieg der Sterne (1977), wenn der Schmuggler den Jedi Obi-Wan und den jungen Luke auf Tatooine aufliest.

Was zeichnet Star Wars: Das Erwachen der Macht, so der deutsche Titel, als Basis für die zwei kommenden Filme noch aus? Der Score von John Williams überzeugt mich ebenso wie die Detailverliebtheit von Szenenbild und Effekten. Nicht zu vergessen sind tolle Dialoge und lustige Momente, mehr als man zunächst vielleicht denken mag. Lawrence Kasdan, der schon Das Imperium schlägt zurück (1980) und Die Rückkehr der Jedi-Ritter (1983) mitgeschrieben hat, ist gemeinsam mit J.J. für das Drehbuch zu Star Wars: The Force Awakens verantwortlich. Und es sind gute Momente – nicht wie in den Prequels. Man verdreht nicht die Augen, sondern geht mit. An einer bestimmten Stelle musste ich mich wirklich zurückhalten, um nicht lauthals los zu prusten, so unerwartet hat BB-8 meine Lachmuskeln überrumpelt.

Auch die neue Erste Ordnung des ehemaligen Imperiums bringt facettenreiche Charaktere hervor, die wir ab jetzt bei jeder Convention sehen werden: Zu nennen sind hier vor allem der machterprobte Kylo Ren (Adam Driver) und die Anführerin einer Sturmtruppen-Spezialeinheit, Captain Phasma (Gwendoline Christie). Alleine deren Kostüme sind einfallsreich und spannend. Und mit dem übermütigen, zerrissenen, schnell frustrierten Kylo Ren haben wir einen Bösewicht, den wir noch nicht aus Star Wars kennen. Einige meckern, Adam Driver hätte die Maske besser aufbehalten. Ich empfinde das Gegenteil: Alleine seine Mimik gibt Kylo Ren eine Tiefe, die wir in fast jedem Charakter der Prequels vermissen. Von Phasma hätte ich gerne mehr gesehen. Ich setze bei ihr auf die kommenden zwei Filme.

Ich fasse kurz zusammen: Wir haben einen bombigen neuen Cast, faszinierende neue Charaktere und ein hervorragendes Intro. Danach bröckelt der Film leider etwas, das Konzept des Starkillers wird nicht jedem gefallen. Auch ich war damit zunächst nicht vollständig zufrieden. Einiges geht sehr schnell, wird wenig erklärt. Und Supreme Leader Snoke (Andy Serkis) hat mich visuell nicht überzeugt. Auch von ihm muss ich mehr sehen. Aber am Ende sind diese Kritikpunkte nur Details, die mich kurz gestört haben und inzwischen weitestgehend relativiert sind. Das Gute an einem temporeichen Film: Man muss ihn mehrmals schauen!

Das Ende ist wieder stark. Der Lichtschwertkampf, der in keinem Star Wars Film fehlen darf, die letzten drei, vier Szenen… ohne zu spoilern: Hier kommt so einiges, auf das Ihr euch freuen könnt. Ich bin aus dem Kino herausgegangen, musste tief durchatmen, und wollte den Film direkt erneut sehen. Inzwischen habe ich ihn ein weiteres Mal gesehen und fand ihn noch besser. NOCHMAL!

J.J. Abrams hat etwas erschaffen, das mehr als eine solide Basis für zwei weitere Filme ist. Er hat uns neue Charaktere geschenkt, deren Geschichten wir weiterspinnen können. Viele Fragen bleiben offen. Fragen über die Zukunft, über die Vergangenheit. Hoffentlich werden auch vom nächsten Film nicht zu viele Informationen vorab veröffentlich. Wir wissen nicht, wo uns die Geschichte hinträgt, das ist ein magisches Gefühl. Die Macht ist erwacht. Es geht weiter. Danke, Kathleen Kennedy und J.J. Abrams.

6.5 von 7 Falken

Simon

Redakteur Moviefalcon.de, Film-, Kino-, Oscarenthusiast! Wenn nicht gerade unterwegs in einer weit entfernten Galaxis, dann sicherlich mit Mad Max auf der Fury Road oder zu Besuch im Grand Budapest Hotel.

4 Gedanken zu „Simon schaut “Star Wars: The Force Awakens” (2015)“

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